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Spinnentiere und Tausendfüßer

Schwarzer Skorpion aus der Sammlung der Spinnentiere

Die Sammlung Spinnentiere (Arachnida) und Tausendfüßer (Myriapoda) ist mit ca. 250.000 Objekten, davon 5.110 Typen, eine der größten und historisch bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in ganz Europa. Die Sammlung verteilt sich auf 20.600 Alkoholgläser, 7.400 Trockenpräparate und 27.300 Mikropräparate. Auch dabei sind kleinere Sammlungen von Asselspinnen (Pantopoda) und Pfeilschwanzkrebse (Xiphosura), wie auch die Stammgliederfüßer Zungenwürmer (Pentastomida), Stummelfüßer (Onychophora) und Bärtierchen (Tardigrada).

Der geographische Fokus liegt in Deutschland, Mitteleuropa und der Balkanhalbinsel. Aber es sind auch wichtige Sammlungen aus Brasilien, Australien, Indonesien und Japan vorhanden, sowie Sammlungen aus den ehemaligen Deutschkolonialgebieten Namibia, Togo, Tansania und Papua-Neuguinea.

Digitalisierung

Die Typus-Exemplare dieser Sammlung sind online in der Datenbank SysTax (Datenbanksystem für Systematik und Taxonomie) hinterlegt und durchsuchbar. Auch das Portal des GBIF-Projektes beinhaltet Informationen über die Sammlung.

Geschichte

Ein Großteil der Sammlung stammt aus Sammlungsexpeditionen aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert, zum Beispiel Material aus der Expedition Herzog A. Friedrich zu Mecklenburg nach Zentralafrika, Leonhard Schultzes Sammelreise nach Namibia und in angrenzende Länder und Michelsen und Hartmeyers Expedition nach Westaustralien.

Die Sammlung beinhaltet historisch bedeutendes Spinnentiermaterial, beschrieben von Carl Ludwig Koch und seinem Sohn Ludwig Kochm, aber auch Typusmaterial der ehemalige Kustoden Ferdinand Karsch und Friederich Dahl. Ebenfalls vertreten sind weitere Spinnentypen von Eugene Simon sowie weitere Sondersammlungen wie Ferdinand Koenikes Wassermilben und Karl Verhoeffs und Otto Schubarts Tausendfüßer. Wichtige neuere Sammlungen sind die Raubmilben von Wolfgang Karg, die Hornmilben von Manfred Moritz sowie lokale deutsche Spinnen von Bodo von Broen.

Highlights

Walzenspinne

Walzenspinnen sind keine echten Spinnen: Sie produzieren weder Gift noch Seide, bevorzugen Trockengebiete und können sehr schnell laufen. Manche werden einige Zentimeter groß, und in Ländern, in denen sie vorkommen, gibt es oft viele irrationale Geschichten über ihre Gefährlichkeit für Mensch und Vieh.

Eine Walzenspinne aus der Sammlung der Spinnentiere des Museums für Naturkunde

Riesenhundertfüßer

Diese großen Verwandten der Hundertfüßer aus unseren Parks und Gärten leben in tropischen Ländern und erreichen eine Körperlange von bis zu 30 Zentimetern. Sie sind sehr gefräßig, wickeln sich blitzschnell um ihre Beute und können auch kleine Wirbeltiere mit Hilfe ihrer Giftzähne überwältigen. 

Alkoholkonservierte Gläser der Riesentausendfüßer aus der Sammlung der Spinnentiere und Tausendfüßer

Kreuzspinne / Wolfsspinne

Kreuzspinnen und Wolfsspinnen sind zwei Beispiele häufig vorkommender, einheimischer Spinnenfamilien. Beide verdeutlichen auch die verschiedenen Jagdstrategien von Spinnen. Kreuzspinnen nutzen ihre Fangnetze und leben quasi am seidenen Faden; Wolfspinnen sind freilaufende Jäger und suchen am Boden aktiv nach Beute. 

​​Kreuzspinne und Wolfsspinne im Vergleich

Aranea mucronatella (ZMB22081)

Diese Radnetzspinne stammt aus Brasilien und ist ein typisches Beispiel für die Konservierung wissenschaftlicher Objekte. Mehrere Exemplare dieser Art wurden in Gläschen mit 70-prozentigem Alkohol gefüllt und mit einem Etikett versehen. Zusammen werden sie in einem größeren Glas gelagert.

Ein Nasspräparat der Spinnensammlung

Rotknievogelspinne

Der Rotknievogelspinne ist eine der bekanntesten Vertreterinnen ihrer Familie, insbesondere weil sie unter Hobby-Arachnologen sehr beliebt ist. In ihrer Heimat Mexico wurde die wunderschöne, große Spinne so häufig gesammelt, dass sie jetzt unter Artenschutz steht und nicht mehr importiert werden darf.

Vogelspinne der Spinnentiersammlung

Forschung

Aktuelle Forschungsprojekte befassen sich hauptsächlich mit der Beschreibung ausgestorbener Spinnentiere und deren Vergleich mit ihren modernen Verwandten. Ziel ist es, die ältesten Beweise für die jeweiligen Ordnungen oder Familien festzustellen und sie damit in die entsprechende Epoche der Erdgeschichte einordnen zu können. Hiermit dient die Sammlung als Quelle einer Vielfalt von Spinnentieren, die man mit Funden aus Bernstein oder sogar 300 Millionen Jahre alter Steinkohle vergleichen kann. Auch werden der Körperbau von Spinnentieren und seine Bedeutung für die Evolution und Verwandtschaft der verschiedenen Spinnentierordnungen untersucht.  

Zugang zur Sammlung ist nur nach vorheriger Absprache mit dem Kurator oder der Konservatorin  möglich.

Bibliothek

Die Bibliothek der Sammlung Spinnentiere und Tausendfüßler beinhaltet 19.800 Bücher, Monographen und Sonderdrucke sowie zahlreiche elektronische Werke.