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Raubmilben reiten auf Bockkäfern seit 50 Millionen Jahren

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Bernstein
Pressemitteilung,

Raubmilben sind eine artenreiche Spinnentiergruppe, die viele Tricks anwenden, um neue Lebensräume zu besiedeln. Ein Beispiel wären die so genannten ‚Schildkrötenmilben’, die als Jungtiere eine Art klebrigen ‚Stiel’ aus ihrem Hinterleib herauspressen können und sich dadurch als blinde Passagiere von Insekten (wie z.B. Käfern) mitschleppen lassen. Forscher aus Berlin (Museum für Naturkunde) und Budapest veröffentlichten ungewöhnliche Funde aus dem Baltischen Bernstein, die beweisen, dass dieses raffinierte Verhalten und die ökologische Verbindung auch vor 50 Millionen Jahren stattgefunden haben.

Raubmilben (Mesostigmata) sind kleine blinde Spinnentiere, die - wie der Name sagt - hauptsächlich räuberisch im Laub und Boden leben, wo sie andere Kleintiere jagen. Eine besonders interessante Raubmilbengruppe sind die Schildkrötenmilben (Uropodina). Diese leben aber nicht auf Schildkröten, sondern haben ein Jungstadium, das wie eine kleine Schildkröte ausschaut.

Diese kurzbeinigen Winzlinge haben es schwer, von einem Habitat zum nächsten zu laufen. Stattdessen können die Jungtiere dieser Milben ein Sekret von Drüsen aus ihrem Hinterleib in Form von einem kleinen ‚Stiel’ herauspressen und sich dadurch an einem anderen (großen) Tier wie einem Käfer festkleben,“ so Erstautor Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde. Die Milben werden als blinde Passagiere mitgenommen und landen (hoffentlich) an einem günstigen, nahrungsreichen Ort, wo sich ihr Lebenszyklus weiter fortsetzen kann.

Obwohl ca. 11.500 lebende Raubmilbenarten bekannt sind, sind sie als Fossilien extrem selten – nur vier beschriebene Arten sind bisher gefunden worden. Ein Forscherteam aus Berlin und Budapest stellt in der internationalen Fachzeitschrift Naturwissenschaften den ältesten Beweis für Schildkrötenmilben vor. Die Tiere wurden im Baltischen Bernstein entdeckt, und das Besondere hierbei ist, dass die Jungtiere sich an Bockkäfer heften, genau wie manche Schildkrötenmilben von heute. Dieses Verhalten kann bis vor 50 Millionen Jahren datiert werden und zeigt, dass Milben und Käfer seit sehr langer Zeit eine enge ökologische Verbindung zueinander haben. Außerdem wurden Vertreter zweier anderer Raubmilbengruppen an diesen Käfern gefunden, weshalb die Forscher postulierten, dass eine unbekannte Vielzahl von Milbenfossilien versteckt an Insekten vorkommen könnten. Dieses Projekt wurde durch die EU ‚Synthesys’ Programme unterstützt.

Veröffentlicht in: Dunlop, J. A., Kontschán, J. & Zwanzig, M. 2013. Fossil mesostigmatid mites (Mesostigmata: Gamasina, Microgyniina, Uropodina), associated with longhorn beetles (Coleoptera: Cerambycidae) in Baltic amber. Naturwissenschaften. DOI: 10.1007/s00114-013-1031-8

Fotos erhalten Sie unter: http://download.naturkundemuseum-berlin.de/presse/Raubmilbe

Bild 1: Bockkäfer in ca. 50 Millionen Jahre alten Baltischen Bernstein, der mehrere Milben als blinde Passagiere mit sich in den Tot genommen hat.

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