Direkt zum Inhalt

Die El’gygytgyn-Expedition

Satellitenaufnahme des Kratersees, Falschfarben. Foto: NASA image created by Jesse Allen, using data from NASA/GSFC/METI/ERSDAC/JAROS, and the U.S./Japan ASTER Science Team

Der See ist etwa 170 Meter tief und nur für zwei Monate im Jahr eisfrei. In der tschuktschischen Landessprache wird er daher „El’gygytgyn“, „Weißer See“ genannt. Er liegt in der sibirischen Arktis im äußersten Nordosten Russlands. Wissenschaftler vom Museum für Naturkunde Berlin besuchten den Krater für Probennahmen und Untersuchungen.

Kraterbildung und Klima

Vor ungefähr 3,6 Millionen Jahren schlug hier ein wahrscheinlich etwa 800 Meter großer außerirdischer Körper mit einer Geschwindigkeit von mehr als 70.000 Kilometern pro Stunde ein. Dabei entstand ein Krater von rund 18 Kilometern Durchmesser, der heute zum Teil mit Wasser gefüllt ist. Da diese Region seit dem Einschlag nie von arktischem Eis bedeckt war, sind die Form des Kraters, seine Impaktgesteine und die Sedimente im Kratersee besonders gut erhalten. Am El-gygytgyn können die Kraterbildung und Änderungen des Erdklimas seit dem Einschlag untersucht werden.

„Der Krater ist fast einmalig, da der Meteorit in vulkanisches Zielgestein eingeschlagen ist“, sagt Ulli Raschke, der den Krater im Jahr 2011 besuchte. Damit ist El‘gygytgyn vergleichbar mit Einschlagskratern auf anderen Planeten mit vulkanisch geprägten Oberflächen, wie etwa dem Mars. In einem von Uwe Reimold geleiteten Projekt wurden die vulkanischen Schmelzen vom El’gygytgyn Targetgestein mit Schmelzen verglichen, die beim Einschlag entstanden sind.

Die Forschenden untersuchten zudem die Gesteine entlang eines Bohrkerns auf Spuren der Schockwelle, die das Zielgestein durchlaufen hat und analysierten die Gehalte an Platingruppenelementen und anderen Spurenelementen um der Zusammensetzung des Meteoriten auf die Spur zu kommen, der den Krater verursacht hatte. Anhand der gewonnenen Daten wurden der Einschlagprozess rekonstruiert und eine neue geologische Karte des gesamten Kratergebiets erstellt.

Die Bohrung, bei der der über 500 Meter lange Bohrkern gewonnen wurde, war im Rahmen des „International Continental Drilling Project” bereits im Jahr 2009 durchgeführt worden. Über Gesteinsschichten, die durch den Einschlag des Meteoriten zerrüttet, neugebildet und aufgeschmolzen worden waren, liegt eine über 300 Meter starke Schicht von abgelagerten Seesedimenten. Anhand dieses Reservoirs an paläoökologischen Informationen kann die Klimageschichte des arktischen Gebietes nachvollzogen werden.

Projekt-Titel

The El’gygytgyn impact structure, Siberia: Impactites from a mid-size impact structure in volcanic target rocks

Kooperationspartner

Finanzierung

Deutsche Forschungsgemeinschaft - DFG