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Eidechsen im Wärmetest

Anhand ihres Aussehens lassen sich die verschiedenen Arten der Halsbandeidechsen kaum voneinander unterscheiden. Foto: Johannes Müller/Museum für Naturkunde Berlin

Eidechsen mögen es warm. Aber was heißt warm genau? Forschende am Museum für Naturkundemuseum Berlin untersuchen, welche Temperaturzonen Halsbandeidechsen bevorzugen.

„Wir wollen wissen, welche Temperaturansprüche die Tiere haben und ob und wie flexibel sie diese in ihrer Evolution angepasst haben“, sagt Projektleiter Johannes Müller. Als wechselwarme Reptilien sind unterschiedliche Tagestemperaturen von großer Bedeutung für die Aktivität und Kreislauf. So bevorzugen die Halsbandeidechsen für ihren Schlaf eine niedrigere Temperatur als für die Beutejagd.

Klima in Bodennähe

Für die Tiere ist das Mikroklima, die klimatische Bedingung in Bodennähe, wichtig. Durch den Klimawandel verschieben sich auch diese Temperaturbereiche. So breiten sich heute Arten in Deutschland aus, die früher hier nicht überlebt hätten. Andererseits kann es für manche Eidechsen zu heiß und trocken werden. Auch die Konkurrenz um Nahrungsressourcen kann Arten verdrängen, die durch geänderte Temperaturen sich nun Habitate teilen und aufeinandertreffen. Durch die fehlenden Ressourcen kann kein Nachwuchs aufgezogen werden und die Population schwindet.

Für ihre Forschung schauen sich Müller und sein Team sowohl rezente als auch fossile Halsbandeidechsen an. Äußerlich lassen sich die verschiedenen Arten nur schwer unterscheiden. Auch genetisch sind sie sehr ähnlich. Die Forschenden haben deshalb Erbgut und mikrotomografische Scans der Skelette von mehr als 120 Arten analysiert. Anhand der dadurch ermittelten verwandtschaftlichen Verhältnisse können Aussagen über die Evolution bestimmter Merkmale, das evolutionäre Alter und die Diversifizierung der Gruppe getroffen werden. Ein Ergebnis: Die Tiere profitierten über die letzten 30-40 Millionen Jahre von der Entstehung offener Habitate wie Savannen und Grasländer und breiteten sich darüber weiter aus.

Fitness bei Hitze

Zudem wurden an der Technischen Universität Braunschweig, mit dem das Museum für Naturkunde Berlin kooperiert, Experimente durchgeführt, um Temperaturpräferenzen zu untersuchen. In einem Temperatur-Parcours wurden mittels Lampen verschiedene Temperaturen erzeugt und beobachtet, wo die Tiere sich aufhalten. In einem anderen Versuchsaufbau wurde ihre Fitness beim Laufen unter Einwirkung verschiedener Wärmegrade untersucht.

Mit den Forschungsergebnissen können Annahmen über die zukünftige Artenentwicklung in gemacht werden – unter Beachtung des Verhaltens der Reptilien unter sich wandelnden Temperaturregimen. Diese Verbreitungsmodelle fließen in eine globale Analyse der Klimawandel-bedingten Aussterbewahrscheinlichkeit von Reptilien ein.

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Projekttitel

Phylogenetische Rekonstruktion der thermalen Nischen von Palaearktischen Eidechsen der Familie Lacertidae

Kooperationspartner

Technische Universität Braunschweig                                      

University of California, Santa Cruz, USA

Finanzierung

Deutsche Forschungsgemeinschaft - DFG