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Köcherfliegenjagd in den Anden

Einmalige Insekten in einmaligen Ökosystemen: Beispiele von Diptera, Trichoptera und Lepidoptera der Páramos in Kolumbien

Die Andenhänge in über 3000 Meter Höhenlage sind von Nebel verhangen. Die Temperaturen liegen am Tage bei 10°C und doch stiefelt eine kleine Gruppe Personen im Nieselregen in einen Bach als wollte sie sich nach dem beschwerlichen Aufstieg abkühlen. Stattdessen kratzen sie mit fein benetzten Keschern zwischen den Felsbrocken über den Grund.

Ergiebige Exkursionen

Heute stellt das deutsch-kolumbianische Team den Larven von Zuckmücken und Köcherfliegen nach, die sich im Wasser der kalten und klaren Bergbäche entwickeln. Meist haben sie es jedoch auf die erwachsenen Tiere, auch der hier anzutreffenden Kleinschmetterlinge abgesehen, die sie tagsüber mit Handnetzen und in den zeltartigen Malaise-Fallen und nachts mit Lichtfallen fangen. Eines haben alle drei Insektengruppen gemein: ihre Artenvielfalt in den kolumbianischen Anden ist bislang weitgehend unerforscht.

„Es gibt nur fragmentarische Informationen zur Insektenfauna der Páramos“, sagt Wolfram Mey, der das Projekt gemeinsam mit einem Kollegen von der kolumbianischen Nationaluniversität in Bogotá leitet. Mit dem Begriff „Páramo“ wird eine temperate Vegetationsform in den Höhenlagen der Anden in Venezuela, Kolumbien, und Ecuador bezeichnet. Die Gebiete liegen oberhalb der Waldgrenze und haben eine eigene Pflanzen- und Tierwelt.

Fünfmal reiste Mey für jeweils etwa drei Wochen nach Kolumbien, zuletzt im Februar 2019, um in der Cordillera Oriental östlich von Bogotá gelegenen Insekten zu sammeln. Die Exkursionen waren ergiebig: drei wissenschaftliche Artikel zu Zuckmücken, Schmetterlingen und Köcherfliegen sind publiziert, drei weitere Artikel sollen demnächst erscheinen, sagt Mey. Damit ist die Auswertung jedoch noch nicht abgeschlossen.

Neue Arten

Von 18 Köcherfliegenarten, die die Forschenden in einem Bach fanden, sind neun bislang nicht beschrieben. „Der überwiegende Teil unserer Fänge ist nicht bekannt“, sagt Mey. Um diese Tiere in der Taxonomie richtig einzuordnen, müssen sie mit bereits in Sammlungen vorhandenen Exemplaren verglichen werden. Mey reist selbst zu den Naturkundemuseen etwa in Washington oder London oder er verschickt die Präparate an Expertinnen und Experten.

Durch die Beschreibung der Köcherfliegenlarven werden sie auch für andere Entomologen bestimmbar gemacht. Das Projekt verbessert damit auch die Basis für ein Gewässer-Monitoring, das künftig in den fragilen Gebirgslebensräumen betrieben werden soll. Auch weitere, gemeinsame Forschungen in anderen Páramo-Flächen von Kolumbien sollen folgen.

Kooperationspartner

Universidad Nacional de Colombia

Finanzierung

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • Deutscher Akademischer Austauschdienst