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Fossiliensuche im Atbara-Tal

Exzellente Aufschlussverhältnisse: Fossiliensuche im Atbara-Tal. Foto: Faysal Bibi/Museum für Naturkunde

Es ist heiß, fast 40 Grad Celsius im Schatten. Wenige Bäume und Büsche spenden in der trockenen Sandlandschaft Schatten. Doch der Fußmarsch lohnt: Schon die erste Begehung im Januar 2018 zeigt dem internationalen Geologen- und Paläontologenteam, dass das Atbara-Tal im Osten Sudans ein ergiebiges Untersuchungsgebiet ist.

Paläontologisches Neuland

„Wir haben uns zunächst einen Überblick über ein großes Gebiet verschafft und mehrere interessante Fundstellen identifiziert“, sagt Faysal Bibi vom Museum für Naturkunde Berlin, der das vierzehnköpfige Team koordiniert. Das Untersuchungsgebiet misst ungefähr zehn mal zweihundert Kilometer und liegt zwischen zwei Flüssen, dem Atbara und dem Setit. Beide entspringen im äthiopischen Hochland.

Die sehr alten Flüsse und ihre saisonalen Zuflüsse haben trockene Flussbetten in der Landschaft hinterlassen. Zunächst haben sie Sedimente aufgetragen, in denen Fossilien aus verschiedenen Zeitaltern zu finden sind. In einer späteren Phase, wahrscheinlich aufgrund einer tektonischen Hebung des Gebietes, trugen sie diese Sedimente ab. Ablagerungen aus verschiedenen Zeitabschnitten liegen heute offen.

Trotz der exzellenten Bedingungen waren weite Teile des Gebietes bislang nicht wissenschaftlich untersucht worden. Bibi bewarb sich erfolgreich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft um Fördergelder für ein dreijähriges Ausgrabungsprojekt, das auf die erste Erkundung folgt. Sein Team wird im Förderzeitraum dreimal für jeweils etwa einen Monat ins Gebiet fahren um Ausgrabungen zu machen.

Die Fossilien ergeben ein gutes Bild der Fauna der letzten 500.000 Jahre. Dazu gehören versteinerte Überreste von Arten, die heute noch in Afrika, aber nicht immer in Sudan vorkommen: Nilpferde, Elefanten, Rhinozerosse, Giraffen, Zebras, Wildesel, Antilopen, Schlangen, Nagetiere. Hinzu kommen ausgestorbene Tiere wie eine Art Riesenbüffel, Elefanten der Gattung Elephas und Pferde der Gattung Hipparion.

Homininen-Werkzeuge

Ein altsteinzeitlicher Faustkeil von einer Fundstelle im Atbara-Tal.  Auch Vorfahren des modernen Menschen lebten und jagten im Gebiet. Faysals Team fand diverse Steinwerkzeuge dieser Homininen. Wahrscheinlich nutzten Individuen der frühen Homininen sie als Messer, um Fleisch zu bearbeiten.

„Die frühesten, rund drei Millionen Jahre alten Steinwerkzeuge sind nicht leicht von Steinbruchstücken zu unterscheiden, aber im Alter von 1,5 Millionen Jahren findet man wunderschön gearbeitete Werkzeuge“, sagt Bibi. Im Atbara-Tal haben die Forscher vor allem Funde aus der letzten halben Million Jahre gesammelt. Die genaue Bestimmung des Alters mithilfe der Lumineszenzdatierung steht noch aus. „Wir haben einige Stellen mit mehreren Werkzeugen gefunden, die wahrscheinlich dort hergestellt und liegengelassen wurden“, sagt Bibi.

Zuletzt waren die Forscher im Februar 2019 vor Ort. Zu dieser Jahreszeit ist es noch vergleichsweise kühl und trocken, die Regenzeit hat noch nicht begonnen. Bei den nächsten Exkursionen werden sie neue Fundstellen suchen und einige bereits vorgemerkte genauer untersuchen. Bibi hofft auf seltene Funde von Vögeln, Raubtieren und möglicherweise den Homininen.

Projekt-Titel

Känozoische Fossil-Lagerstätten im Atbara Valley, Sudan

Kooperationspartner

Laufzeit

01.09.2017 – 31.08.2018

01.11.2018 – 31.10.2021

Finanzierung

Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG

National Geographic