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Regenwald-Suche in Gondwana

In diesem nur nach starken Regenfällen wasserführenden Flussbett in Sudan wurden Fossilien entdeckt. Die Fundstelle liegt am Felsen rechts im Bild. Foto: Clement Coiffard/Museum für Naturkunde Berlin

Fossilien des nach bisherigem Wissen ältesten modernen tropischen Regenwalds der Welt wurden in Cerrejón, in Kolumbien gefunden. Mit einem Alter von etwa 58 Millionen Jahren stammen sie aus dem Paläogen, dem Zeitalter nach der Kreidezeit. Molekulargenetische Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass verschiedene Regenwald-typische Pflanzengruppen bereits in der Kreidezeit, vor über 100 Millionen Jahren, neue Lebensräume besiedelten und zahlreiche neue Arten bildeten.

Clément Coiffard vom Museum für Naturkunde Berlin untersucht, ob es das Biom "Moderner tropischer Regenwald" bereits vor über 100 Millionen Jahren gegeben hat.

Unbeschriebene Funde

Der Paläobotaniker untersucht bislang wissenschaftlich nur unvollständig ausgewertete fossile Funde aus der Kreidezeit. Das Museum für Naturkunde Berlin bewahrt Fossilien aus der Crato-Formation in Brasilien. Im Jahr 2012 erhielt es zudem umfangreiches, in Ägypten und Sudan gesammeltes Material aus dem Bestand der Technischen Universität Berlin, das etwa 110 Millionen Jahre alt ist. Coiffard untersucht außerdem Fossilien von Fundorten in Israel.

Fossilien von Aronstabgewächsen und weiteren Vertretern tropischer Vegetation lassen ihn darauf schließen, dass es im heutigen Nordostafrika, damals im nördlichen Teil des Superkontinents Gondwana, bereits vor 80 Millionen Jahren Regenwälder gab. Typische Blätter sind breit, glattrandig und haben Tropfspitzen. Zudem sind die Fundstellen mit mehr als 35 Arten sehr divers.

Regenwald in Simulationen

Den Ursprung der Regenwälder weiter zurückzuverfolgen ist schwierig. Ältere Floren aus einer Zeit von vor etwa 90 Millionen Jahren zeichnen sich durch geringe Blattgröße aus, was auf ein heißes und deutlich trockeneres Klima hinweist. Mit weniger als 800 Millimetern Niederschlag im Jahr war das Klima für Regenwälder zu trocken. Geht man jedoch noch weiter zurück, in die Zeit vor etwa 100 Millionen Jahren, findet man Floren die schon sehr modern aussehen, berichtet der Botaniker, und die auch auf ein feuchteres Klima schließen lassen.

Coiffard arbeitet mit einem Modellierer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zusammen, um mehr über den Verbleib der an feuchtere Bedingungen angepassten Vegetation in der Phase vor etwa 90 Millionen Jahren zu erfahren. Aussagen dazu könnten auch für Prognosen über die Entwicklung heutiger tropischer Regenwälder im Klimawandel herangezogen werden. Clément Coiffard sagt, dass die Klimabedingungen zu diesem Zeitpunkt gründlicher herausgearbeitet werden müssen, damit die Forschenden verstehen, in welchem Klimaregime tropischer Regenwald existieren kann.

Projekttitel

Kreide-Ursprung tropischer Regenwälder in Afrika und der Levante und Konsequenzen für moderne Klimaprognosen

Laufzeit

01.04.2018 – 31.03.2021

Kooperationspartner

Finanzierung

Deutsche Forschungsgemeinschaft – DFG