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Familien Fliegen

Fliegenfamilien

Familie Tachinidae - Raupenfliegen

Mit weltweit etwa 8.500 beschriebenen Arten (in Deutschland 502) bilden die Raupenfliegen die umfangreichste Familie der Fliegen (Brachycera). Unter allen Zweiflüglern ist nur die Mückenfamilie Limoniidae noch artenreicher. Fossilien sind aus dem Baltischen Bernstein und einigen anderen tertiären Fundstätten bekannt. Die Monophylie der Familie ist durch die Ausbildung eines stark entwickelten konvexen Postscutellums bei den Imagines, zwei weiteren Apomorphien im Cephalopharyngealskelett der Eilarven (Mundhaken fehlen, Labrum stark entwickelt und mit dem Rest des Cephalopharyngealskeletts verschmolzen), den fehlenden Papillen am letzten larvalen Abdominalsegment und der ausschließlich endoparasitischen Lebensweise bei Arthropoden gut begründet.

Image removed.Abb. 1

Die Größe der Imagines ist sehr unterschiedlich (etwa 2-20 mm) und variiert, ähnlich wie bei anderen Parasitoiden, auch intraspezifisch stark. Meist handelt es sich um mittelgroße tagaktive Fliegen mit schwarzer Grundfarbe, grauer Bereifung und starker Beborstung. So besitzt auch die 12-15 mm große "Igelfliege" Tachina fera (LINNAEUS) zahlreiche lange schwarze Borsten, die an ihrem rotgelben Abdomen besonders auffallen (Abb. 1). Andererseits gibt es auch einige Raupenfliegen, die ein völlig borstenloses Abdomen besitzen.

Image removed.Abb. 2

Generell sind die Tachinidae in ihren morphologischen Merkmalen heterogener als viele andere Fliegenfamilien. Einige Arten ähneln Sarcophagidae, andere Muscidae, Rhinophoridae oder Calliphoridae. So könnte man Gymnocheta viridis (FALLEN) (Abb. 2), die in Schmetterlingsraupen (Noctuidae) parasitiert und im Frühjahr nicht selten an Waldrändern zu finden ist, wegen ihrer metallisch-goldgrünen Körperfarbe für eine Goldfliege (Calliphoridae) halten. Ebenso sind eine ganze Reihe anderer Raupenfliegenarten mit ungewöhnlicher kugelförmiger, zylindrischer oder breit abgeflachter Körperform, mit dunkel gefleckten Flügeln oder mit auffällig rot, gelb oder metallisch gefärbten Körpern bekannt und besonders formenreich in der Unterfamilie Phasiinae (Wanzenfliegen) zu finden.

Image removed.Abb.3

So sieht die in Halbtrockenrasen vorkommende, abgeplattete, gelbrot und schwarz gefärbte Ectophasia oblonga (ROBINEAU-DESVOIDY) im Habitus eigenartigerweise ihren Wirten (Schildwanzen) nicht ganz unähnlich (Abb. 3). Extrem dünn ist dagegen der Körper der etwa 20 mm langen südamerikanischen Art Cordyligaster petiolata (WIEDEMANN). Zu den eindrucksvollsten Fliegen und den schönsten Insekten überhaupt gehören einige der in der Orientalis und Australis verbreiteten Rutiliini. Die großen kompakten Imagines von Rutilia splendida (DONOVAN), Rutilia decora GUERIN-MENEVILLE oder Formosia speciosa (ERICHSON) schillern in wundervollen Kombinationen von samtschwarz mit unterschiedlichen leuchtenden Metallfarben.

Image removed.Abb. 4

Zu den größten Raupenfliegen gehört mit 16-19 mm Körperlänge die einheimische Tachina grossa (LINNAEUS) (Abb. 4). Sie ist unter den mitteleuropäischen Arten nicht nur die größte Tachinidae sondern gleichzeitig auch die größte cyclorrhaphe Fliege. Mit ihrem rundlichen und kräftig beborsteten Abdomen sowie dem völlig schwarzen Körper, von dem sich der gelb behaarte Kopf kontrastreich abhebt, ist sie eine eindrucksvolle Erscheinung. Man kann diesen Parasiten von Lasiocampidae (Lepidoptera) im Hochsommer auf Schirmblüten beobachten. In Deutschland ist T. grossa in den letzten Jahrzehnten allerdings selten geworden.

Image removed.Abb. 5

Tachina ursina MEIGEN (Abb. 5) ist etwas kleiner und schlanker und hat eine dichte pelzige gelblichbraune Körperbehaarung, was ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit der Honigbiene verschafft. Es ist eine Art des zeitigen Frühjahrs, die man mitunter an blühenden Weidenkätzchen beobachten kann. Die Blüten besuchenden Tachinidae besitzen überwiegend einen kurzen Rüssel und sind deshalb auf Schirmblüten und andere Blumen mit gut zugänglichen Nektarien angewiesen. Viele waldbewohnende Arten sind selten oder nie auf Blüten zu finden. Sie tupfen überwiegend Honigtau, Pflanzensäfte oder Wasser auf. Bei den Vertretern der Gattungen Tachina, Gonia, Eriothrix und Cylindromyia ist der Rüssel immerhin soweit verlängert, dass sie Blütennektar von einigen Asteraceae, Lamiaceae u. a. Pflanzen aufnehmen können. Nur wenige Arten besitzen einen stark verlängerten und zum Teil geknieten Rüssel (Prosena, Siphona). Mehrfach wird davon berichtet, dass Tachinidae auch Tanzgesellschaften bilden. Allerdings ist das nur von Männchen der Siphonini sicher nachgewiesen (insbesondere bei Arten der Gattung Siphona). Bei vielen anderen Tachinidae sitzen die Männchen auf Blättern, an Baumstämmen oder Felsen und zeigen oft Revierverhalten. Wenn sich ein anderes Insekt nähert, fliegen sie auf und verfolgen es. Falls es sich um ein Weibchen der eigenen Art handelt kommt es meist zur sofortigen Begattung. Einige mittelgroße und große Arten, insbesondere die alpin verbreiteten, sind Gipfelflieger und zeigen an Berggipfeln ein ähnliches Verhaltensmuster (Hilltopping).

Image removed.Abb. 6

Im Beziehungsgefüge von natürlichen und naturnahen Ökosystemen haben die Tachinidae als hochadaptierte Parasitoide von Gliederfüssern eine wesentliche regulative und stabilisierende Funktion. Darüber hinaus können einige Arten auch in der Land- und Forstwirtschaft und im Gartenbau das Auftreten von Schadinsekten wirksam begrenzen und so von erheblichem wirtschaftlichen Nutzen sein. Bei der Mehrzahl der Arten sind Schmetterlingsraupen die Wirte (Name!). Der Wirtskreis ist aber deutlich größer, als die Bezeichnung vermuten lässt. Auch in Blattwespen- und Schnakenlarven sowie in Larven oder Imagines von Käfern, Wanzen, Heuschrecken sowie Ohrwürmern und sogar in Hundertfüßern (Chilopoda) entwickeln sich einige dieser Fliegenarten (Abb. 6). Außerhalb Mitteleuropas sind auch Tarsenspinner (Embioptera), Schaben (Blattodea), Gottesanbeterinnen (Mantodea), Stabschrecken (Phasmodea), Spinnen und Skorpione (Arachnida) als Wirte bekannt geworden.
Forstwirtschaftlich wichtige Parasitoide in Deutschland sind u. a. Parasetigena silvestris (ROBINEAU-DESVOIDY) beim Nonnenschmetterling (Lymantria monacha), Panzeria rudis (FALLEN) bei der Forleule (Panolis flammea), Blepharipa pratensis (MEIGEN) beim Kiefernspinner (Dendrolimus pini) und beim Schwammspinner (Lymantria dispar) sowie Cyzenis albicans (FALLEN) beim Kleinen Frostspanner (Operophthera brumata). Die Tachinidae sind im Grundmuster ovipar. Bei der Mehrzahl der Arten reifen die Eier aber bereits im uterusartigen Eileiter des Weibchens heran (Ovolarviparie). Als Strategien zur Infestation ihrer Wirte haben die Raupenfliegen unterschiedliche Wege beschritten. Es lassen sich mindestens fünf Grundtypen unterscheiden:

1. Ablage von relativ wenigen großen (macrotypen) Eiern auf den frei lebenden Wirt. Die Larven schlüpfen erst nach einer gewissen Entwicklungszeit aus den Eiern und bohren sich dann in den Wirt ein.
2. Ablage von relativ wenigen Eiern mit bereits fertig entwickelten Larven auf den frei lebenden Wirt. Die Larven schlüpfen bei der Ablage und bohren sich gleich in den Wirt ein.
3. Ablage von Eiern direkt in den Körper freilebender Wirte. Dazu muß das Außenskelett des Wirtskörpers mit einem besonders angepassten Legeapparat (Ovipositor) durchstoßen werden oder die Eier werden mit einem langen Ovipositor dem Wirt in die Mundöffnung geschoben, wenn dieser beim Fressen die Mandibeln öffnet. Letztere ungewöhnliche Strategie ist von Arten der Gattungen Rondania und Eugymnopeza bekannt.
4. Ablage von zahlreichen Eiern mit bereits fertig entwickelten Larven in die Nähe der versteckt lebenden Wirte (auf den Boden oder auf das Nährsubstrat). Die Larven schlüpfen sofort. Sie sind mobil und suchen den Wirt aktiv auf oder sie warten an ihrem Platz auf einen vorbeikommenden Wirt, in den sie sich bei Kontakt einbohren.
5. Ablage von sehr vielen winzigen (microtypen) Eiern mit bereits fertig entwickelten Larven auf das Nährsubstrat der Wirte. Bei der Nahrungsaufnahme werden die Eier vom Wirt mit verschluckt. Die Larven schlüpfen erst im Darm des Wirtes.

Die Strategien zur Wirtsinfektion stehen in engem Zusammenhang mit dem Wirtskreis, der von der Fliege parasitiert wird. Solche Wirte, die aufgrund ihrer Lebensweise von der Fliege nicht direkt belegt werden können, wie die verborgen im Boden, Holz oder Pflanzenstängeln lebenden Käferlarven werden von einem speziell angepassten, beweglichen ersten Larvenstadium aktiv aufgesucht (Dexiinae). Diese Eilarve unterscheidet sich morphologisch auffällig von den späteren endogen im Wirt lebenden Larvenstadien (Hypermetamorphose). Nachts fressende Insektenlarven, die sich am Tage verstecken, wie es einige Schmetterlingsraupen tun, lassen sich auch durch tagsüber an der Futterpflanze abgelegte microtype Eier infizieren (Goniini). Generell ist die Eizahl bei den direkt wirtsbelegenden Arten geringer (etwa 100-200 pro Weibchen) als bei den Eiablagen abseits vom Wirt (300-8000). Die Liste solcher Strategien ließe sich weiter differenzieren und fortsetzen. Als Beispiel für eine besondere Anpassung sollen die Ormiini genannt werden. Die Fliegen dieser Gruppe kommen in südlichen Ländern vor und sind nachtaktiv, was bei Tachinidae ungewöhnlich ist. Sie finden ihre Wirte - in der Nacht stridulierende Heuschrecken - mit Hilfe eines speziellen Sinnesorgans auch im Dunkeln. Das "Ohr" der Ormiini ist eine ballonförmig angeschwollene Sonderbildung des Prosternums und befindet sich zwischen den Vorderhüften.
Streng monophage Arten gibt es unter den Tachiniden wahrscheinlich nur wenige. Die Mehrzahl der Raupenfliegenarten gehört zu einer zweiten Gruppe, den oligophagen Arten, die instinktiv einen begrenzten Wirtskreis bevorzugen, aber auch einige andere Wirte erfolgreich parasitieren können. Eine dritte Gruppe bilden die polyphagen Arten, die z. B. aus vielen Schmetterlingsraupen mit recht unterschiedlicher Biologie gezogen werden. Diese Polyphagie geht aber nicht soweit, dass von einer Tachinenart so unterschiedliche Wirte wie erwachsene Käfer, Schildwanzen oder Raupen von Schmetterlingen parasitiert werden können.

Die Larven der Tachinen leben, nachdem sie auf einem der genannten Infektionswege in den Wirtskörper gelangt sind, zuerst von Haemolymphe und Fettzellen ohne den Wirtsorganismus schwerwiegend zu beeinträchtigen. Die Larven vieler Arten atmen von Anfang an durch die Öffnung in der Körperwand, durch die sie eingedrungen sind. Meist bildet sich eine transparente Membran und ein geschwulstartiger Trichter um die Einbohröffnung und den Parasiten. Bei anderen Tachinidae führen die apneustischen Junglarven zuerst eine Körperwanderung durch. Sie nehmen als ältere Stadien aber ebenfalls atmosphärischen Sauerstoff auf, indem sie sekundär eine Verbindung zur Außenluft herstellen. Im dritten und letzten Larvenstadium wächst der Parasit sehr rasch und greift auch die lebenswichtigen Organe des Wirtes an. Wenn das rein mechanisch geschieht, können in einigen Fällen die Wirte den Parasitenbefall überleben (speziell bei den Wanzen). Zahlreiche andere Tachinidae geben aber zum Ende ihrer Larvalentwicklung Enzyme ab, die den Wirtsorganismus geradezu "verflüssigen" und extraintestinal vorverdauen. Dadurch wird das Wirtstier immer getötet. Die spezifischen Parasitoide synchronisieren ihre Lebenszyklen mit denen des Wirtes. Fehlende Synchronisation ist oft mit Polyphagie verknüpft. Die Tachinidae entwickeln sich als Larven überwiegend solitär; gregär lebende Arten sind auf größere Wirte beschränkt. Bei solitären Arten kommt Superparasitismus vor. In diesen Fällen tötet im Allgemeinen die älteste Larve die später Hinzukommenden. Bei Multiparasitismus mit interspezifischen Parasiten kann sich meist die Art mit der größten Entwicklungsgeschwindigkeit durchsetzen. Die Tachinidae überwintern als Puparium oder als Junglarve im Wirt. Die Diapause des Wirtes hat auch die Diapause seines Endoparasiten zur Folge. Die parasitische Tachinenlarve kann selbst Wirt eines Parasitoiden sein. Als Pseudo-Hyperparasiten, die die Tachinidenlarve erst nach Verlassen des Primärwirtes infizieren, sind Larven von Bombyliidae (Diptera) bekannt geworden. Unter den Chalcididae und Ichneumonidae (Hymenoptera) wurden sowohl echte Hyperparasiten als auch Pseudo-Hyperparasiten der Tachinidae festgestellt.

Die erwachsenen Larven sind metapneustisch oder amphipneustisch, selten propneustisch. Die Ausbildung der Stigmenöffnungen und die Insertion der Stigmennarbe bei den Hinterstigmen ist sehr variabel. Papillen fehlen dem letzten Abdominalsegment; im Grundmuster ist aber ein Terminalhöcker ausgebildet. Das Cephalopharyngealskelett (= Schlundskelett) besitzt zwei Artikulationsmöglichkeiten oder durch Verschmelzen von Mittelstück und Basalstück bzw. Mittelstück und Mundhaken nur eine Artikulationsmöglichkeit. Es sind auch Tachinidae mit vollständiger Verschmelzung aller drei Hauptelemente des Cephalopharyngealskeletts bekannt. Keine Parastomalspangen, Pharyngealfilter oder Mundwinkelstücke. Puparien mit oder ohne äußere Stigmenhörnchen.

Aktualisierter Text und Zeichnungen 7-9 aus ZIEGLER, J. (2003): Ordnung Diptera, Zweiflügler (Fliegen und Mücken). In: DATHE, H. H. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Begründet von Alfred Kaestner. 2. Auflage. Band I: Wirbellose Tiere, 5. Teil: Insecta, 756-860; Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg, Berlin.
Zeichnungen 10-12 aus ZIEGLER, J. (1998): Die Morphologie der Puparien und der larvalen Cephalopharyngealskelette der Raupenfliegen (Diptera, Tachinidae) und ihre phylogenetische Bewertung. - Studia dipterologica Supplement 3, 244 S; Ampyx-Verlag, Halle/Saale.
Alle Fotos sind Originale, Fotograf J. Ziegler.

Familie Rhinophoridae - Asselfliegen

Gegenwärtig werden etwa 150 Arten den Rhinophoridae s. l. zugeordnet. Ihre Diversität ist im Mediterraneum und im südlichen Afrika am höchsten (in Deutschland 11 Arten). Aus Zentralafrika und der Orientalis sind nur wenige Vertreter bekannt. Neben den Rhinophoridae s. str. schließen PAPE (1998) und PAPE & ARNAUD (2001) auch die Gattungen Axinia aus der Australis, Malayia aus der Orientalis, sowie Bezzimyia, Shannoniella und Trypetidomima aus der Nearktis in ihr erweitertes Konzept der Familie ein. Fossilien sind nicht bekannt. Für eine mögliche Monophylie der Gruppe sprechen vor allem die apomorphen Merkmale der Larven.

Image removed.Abb. 1

Die Imagines sind klein bis mittelgroß (2-11 mm). Oft sind sie kleineren Tachinidae in Habitus und Verhalten ähnlich. Sie besitzen meist ein schwach entwickeltes Postscutellum. Die Calyptra ist relativ klein, schmal und vom Körper abgespreizt. Metathorakale Stigmen meist mit zwei kleinen Deckelteilen. Einige Arten sind Blütenbesucher, viele andere sind in der Krautschicht oder auf Steinen sitzend zu finden. Paykullia maculata (FALLÉN) vibriert beim Laufen charakteristisch mit ihren dunkel gefleckten Flügeln (Abb. 1).

Image removed.Abb. 2

Alle Arten, von denen sicher nachgewiesene Wirte bekannt sind, leben als Innenparasiten von Landasseln (Isopoda). Die Weibchen sind ovipar. Die Eier werden in Wirtsnähe abgelegt. Sie besitzen ein Plastron - ähnlich den Eiern der Calliphoridae und zahlreicher Nicht-Oestroidea. Die hoch apomorphen Junglarven suchen ihren versteckt lebenden Wirt aktiv auf. Anschließend dringen sie durch die Intersegmentalhäute in dessen Körper ein und leben endogen in einem sich bildenden "Trichter", der mit der Außenluft über das Einbohrloch in Verbindung steht. Das Verhalten des Parasiten und die Bildung eines "Trichters" als histologische Abwehrreaktion des Wirtes ähneln sehr der Lebensweise einer Gruppe von Tachinidae, die ebenfalls das Einbohrloch als Atemöffnung benutzen.

Image removed.Abb. 3

Analog leben aber auch Nemestrinidae. Die erwachsenen Larven sind amphipneustisch und von anderer Gestalt als die Larven des ersten Stadiums (Hypermetamorphose). Das Hinterende hat eine konische Verlängerung, auf der die sehr kleinen Hinterstigmen inseriert sind. Papillen fehlen dem letzten Segment. Das Cephalopharyngealskelett ist meist dreigeteilt, selten sind Basalstück und Mittelstück miteinander verschmolzen. Ohne Parastomalspangen, Pharyngealfilter und Mundwinkelstücke. Das Puparium besitzt keine äußeren Stigmenhörnchen. Es wird in der Assel gebildet und überwintert dort. Die Arten der Gattung Mimodexia sind auf aride Lebensräume in Zentral- und Westasien beschränkt (Abb. 2). Zu den in Mitteleuropa weit verbreiteten und regelmäßig anzutreffenden Arten gehört Stevenia atramentaria (MEIGEN) (Abb. 3). Als Wirte dieser Art sind bisher die Asseln Philocscia affinis und Tracheoniscus arcuatus bekannt geworden.

[Aktualisierter Text aus ZIEGLER, J. (2003): Ordnung Diptera, Zweiflügler (Fliegen und Mücken). In: DATHE, H. H. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Begründet von Alfred Kaestner. 2. Auflage. Band I: Wirbellose Tiere, 5. Teil: Insecta, 756-860; Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg, Berlin.
Alle Fotos sind Originale, Fotograf J. Ziegler].

Familie Sarcophagidae - Fleischfliegen

Etwa 2750 Arten weltweit (in Deutschland 130). Ihre Zahl ist in warmen Gebieten am größten und nimmt in den höheren Breiten schnell ab. Echte arktische Elemente fehlen. Wenige taxonomisch unsichere Fossilien sind aus dem Tertiär bekannt. Die Gruppe ist wahrscheinlich monophyletisch und durch einige Autapomorphien gekennzeichnet. Eine mögliche Synapomorphie im Grundmuster der Sarcophagidae + ((Rhiniidae + Rhinophoridae) + Tachinidae)) ist die Ausbildung eines verschmolzenen Dorsalskleritfortsatzes am Distiphallus im männlichen Postabdomen.

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Die Imagines sind kleine bis sehr große Fliegen (2,5-22,0 mm). Postscutellum nicht vorgewölbt. Grundfarbe schwarz, seltener gelb; häufig mit grauer Bereifung. Die meist relativ großen schwarz und grau gezeichneten Arten der Gattung Sarcophaga haben Längsstreifung auf dem Thorax und ein schachbrettartig gemustertes Abdomen. Die Miltogrammatinae sind kleiner, manchmal silberglänzend oder mit gefleckten Flügeln. Besonders hübsch silbern und schwarz gezeichnet ist Mesomelena mesomelaena (Loew), eine in Deutschland seltene südpaläarktische Art, die nur auf xerothermen Sanddünen vorkommt. Die Sarcophagidae sitzen häufig auf Steinen oder in der Vegetation; einige Arten besuchen Blüten oder nehmen Honigtau auf. Viele Arten, besonders aus der Gattung Sarcophaga, sind typische Gipfelflieger. Die Kopulation erfolgt meist, indem sich das Männchen auf ein vorbeifliegendes Weibchen stürzt und dieses ergreift. Die Weibchen sind ovolarvipar. Einige Arten sind im Larvenstadium saprophag; ernähren sich aber nur ausnahmsweise von pflanzlichen Materialien oder Dung; viel häufiger von kleineren toten Tieren (Schnecken, Insekten, kleine Wirbeltiere). Es sind sogar Larven bekannt, die in Kannenpflanzen leben und die darin gefangenen Insekten fressen.

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Ähnlich wie bei den Calliphoridae sind zahlreiche nekrophage Formen direkt zur Parasitierung von lebenden Schnecken oder Insekten bzw. zur Erzeugung von Myiasis bei Wirbeltieren einschließlich des Menschen übergegangen. Berüchtigt sind in diesem Zusammenhang die Arten von Wohlfahrtia, deren Larven erhebliche Gewebszerstörungen bei Menschen und Tieren verursachen können.

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Neben einigen echten Insektenparasiten (vor allem bei Orthoptera und Lepidoptera) leben viele Arten der Miltogrammatinae als Kleptoparasiten bei Hymenoptera. Oftmals nutzen sie aber nicht nur die Nahrungsreserven, sondern töten die Hymenopterenlarve als ihren Nahrungskonkurrenten. Die madenförmigen erwachsenen Larven sind amphipneustisch. Die Hinterstigmen sind im Grundmuster in einer Grube angeordnet. Nur bei relativ wenigen Arten befinden sich die Hinterstigmen leicht posteriodorsal inseriert auf einem hemisphärisch geformten Hinterende (Amobia, Macronychia, Oebalia, Phrosinella, Senotainia). Stigmennarbe immer in ventraler Position, oft undeutlich. Am letzten Abdominalsegment sind fast immer Papillen vorhanden (nicht bei Amobia und Senotainia). Cephalopharyngealskelette mit drei voneinander getrennten Hauptskelettelementen; häufig mit Parastomalspangen. Puparien ohne Stigmenhörnchen.

[Aktualisierter Text aus ZIEGLER, J. (2003): Ordnung Diptera, Zweiflügler (Fliegen und Mücken). In: DATHE, H. H. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Begründet von Alfred Kaestner. 2. Auflage. Band I: Wirbellose Tiere, 5. Teil: Insecta, 756-860; Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg, Berlin.]

Typenkataloge Fliegen

BÄCHLI, G. 1984: Die Drosophiliden-Typen der Dipterensammlung des zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 60: 229-261.

GOROEDOV, K. B. and H. Schumann 1980: Die Helomyziden-Typen der Dipteren-Sammlung des Zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 56: 123-135.

HURKA, K. 1964: Revision der Nycteribiidae und Streblidae-Nycetriboscinae aus der Dipterensammlung des zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 40: 71-86. (In dieser Arbeit ist das gesamte Sammlungsmaterial der betreffenden Gruppen inclusive der Typen aufgelistet).

HURKA, K. 1970: Revision der Nycteribiidae und Streblidae-Nycetriboscinae aus der Dipterensammlung des zoologischen Museums in Berlin II. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 46: 239-246.

MELLO, R. L. & ZIEGLER, J. (2012): Catalogue of the type material of Neriidae (Diptera, Schizophora) in the Museum für Naturkunde Berlin. – Deutsche Entomologische Zeitschrift 59 (1): 147–163; Weinheim Wiley-VCH Verlag.

OZEROV, A. J. 1997: Some types of Sepsidae in the Berlin and Eberswalde Museums. Beitr. Ent. 47 (2): 477-487.

PAPE, T. (1995): A Catalogue of the Sarcophagidae (Insecta: Diptera) described by G. Enderlein. – Steenstrupia 21: 1–30.

SCHUMANN, H. 1973: Die Asiliden-Typen der Dipteren-Sammlung des Zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 49: 81-174.

SCHUMANN, H. 1988: Die Micropeziden-Typen der Dipteren-Sammlung des Zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 64: 83-115.

WENDT, H. 1975: Die Chloropiden-Typen der Dipterensammlung des zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 51: 83-137.

WERNER, D. 1996: Die Simuliiden-Typen der Dipteren-Sammlung des Zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 72: 221-258.

WERNER, D. 1997: Die Scatopsiden-Typen der Dipteren-Sammlung des Zoologischen Museums in Berlin. Mitteilungen aus dem zoologischen Museum in Berlin 73: 121-130.