Direkt zum Inhalt

Taxonomie und Phylogeographie der Scopaeina (Coleoptera, Staphylinidae)

Forschungsgegenstand und Ziele des Projekts

Der Forschungsgegenstand dieses entomologischen Langzeitprojekts ist die Subtribus Scopaeina der Kurzflügelkäfer (Staphylinidae), die weltweit über 450 beschriebene Taxa und ein Vielfaches an unbeschriebenen Arten umfasst. Die Verwandtschaftsgruppe gilt als monophyletisch aufgrund eines Trichobothriums (Fadensensille) dorsal der Augen. Scopaeina sind hygro-thermophile (feuchtigkeits- und wärmeliebende) Bewohner sandiger und kiesiger, spärlich bewachsener Böden. Die meisten Arten können als Indikatoren für natürliche Uferstrukturen unregulierter Fließgewässer gelten. Zur Diagnose der etwa 2 – 4 mm langen Arten ist die Untersuchung der männlichen und weiblichen Genitalorgane notwendig. Das Projekt zielt darauf ab, die Diversität der Scopaeina im weltweiten Maßstab taxonomisch zu bearbeiten, um das Taxon der ökologischen Forschung und dem Naturschutz zugänglich zu machen. Darüber hinaus sollen auf Grundlage von Merkmalen und Verbreitungsbildern Hypothesen über die phylogeographischen Beziehungen der Arten untereinander entwickelt werden.

Schwerpunkte des Projekts und Ergebnisse

Langjähriger Schwerpunkt des Projekts ist die Paläarktis. Eine Typenrevision führte zur Synonymisierung von 59 Namen und Revalidisierung einiger Taxa. Als Ergebnis zahlreicher Expeditionen in den Mittelmeeraum, die Türkei, den Iran (DFG-Förderung 2004-2011) und nach Mittelasien (DAAD-Förderung 2012-2015) und der Bearbeitung von Sammlungsmaterial wurden 74 neue Arten beschrieben und die Verbreitung vieler Arten geklärt. Die Zahl der paläarktischen Scopaeina erhöhte sich auf 133 Spezies der Gattung Scopaeus und fünf Micranops-Arten. Während die westpaläarktischen Scopaeina inzwischen gut bekannt sind, liegen aus anderen Teilen der Paläarktis, etwa aus China, noch zahlreiche unbeschriebene Arten vor. Mit phylogenetischen Methoden wurden Hypothesen zur Monophylie paläarktischer Artengruppen und ihrer Beziehungen untereinander aufgestellt. Gegenwärtiger Forschungsschwerpunkt sind die Scopaeina der orientalischen Region. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojekts Indobiosys wurden bei Expeditionen nach Java und Sulawesi zahlreiche Scopaeus-Arten entdeckt, die gegenwärtig beschrieben werden. Mittelfristiges Ziel ist es, die phylogeographischen Beziehungen der orientalischen und australasiatischen Scopaeina untereinander und zu den Scopaeina der Paläarktis und Afrotropis zu beleuchten.

Johannes Frisch bei der Feldarbeit in Kirgisistan, Foto: Johannes Frisch, Museum für Naturkunde