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Highlights der Präparationskunst

Das Gesicht des Gorillas Bobby, dahinter das Präparat einer Riesen-Elanantilope

Mit der Ausstellung Highlights der Präparationskunst zeigt das Museum für Naturkunde nicht nur einmalige Objekte sondern gewährt dem Besucher Einblicke in die Arbeit eines Naturkundemuseums. Die Präparation ist ein elementarer Bestandteil der Museumsarbeit in Naturkundemuseen, deren Kernaufgabe das Sammeln, Forschen, Bewahren und Kommunizieren ist. Dabei stellen die verschiedenen Verwendungszwecke unterschiedliche Anforderungen an die Präparation. Werden Tiere für die Hauptsammlungen bearbeitet, kommt es darauf an, die Stücke möglichst raumsparend aufzubewahren. So werden von Säugetieren und Vögeln beispielweise Bälge angefertigt. Skelette müssen entfettet werden und die Knochen werden platzsparend in Schachteln und Boxen gelagert. Für die Präsentation in den Ausstellungen ist es dagegen die hohe Kunst, das Tier so lebendig wie möglich erscheinen zu lassen.

Die Präparationswerkstätten des Naturkundemuseums haben von Anfang an Maßstäbe gesetzt und auch innovative Verfahren entwickelt. Vom Gorilla Bobby über die Präsentation echter Dinosaurierskelette oder Eisbär Knut hin zu inzwischen etlichen Weltmeistertiteln finden die Präparate internationale Anerkennung und Wertschätzung. Ausgewählte Objekte aus der Geschichte des Museums sind in diesem Saal zusammengestellt.

Gorilla Bobby

Hier ist ein Portrait vom Gorilla Bobby zu sehen.

Der Gorilla Bobby kam 1928 im Alter von zwei Jahren in den Berliner Zoo. 1935 starb er an einer Blinddarmentzündung. Die Dermoplastik des Tieres schufen die Berliner Präparatoren Karl Kaestner (1895-1983) und Gerhard Schröder (1896-1945) noch im selben Jahr. Bis heute gilt diese Dermoplastik als Meisterwerk der Präparationskunst.  Auch über 80 Jahre nach seinem Tod fasziniert Bobby die Besucher. Das liegt neben den künstlerischen Fähigkeiten der Präparatoren auch an dem Einsatz einer von ihnen entwickelten neuen Technik der Teilparaffinierung von wenig behaarten Körperteilen. Bei dieser Imprägnierungsmethode werden die Feinstrukturen im Gesicht und an den Händen erhalten und ein Schrumpfen der Präparate beim Trocknen verhindert, da das im Zellgewebe enthaltene Wasser durch feste Substanzen wie Paraffin oder Polyethylenglykol ausgetauscht wurde.

Eisbär Knut

Das Foto zeigt den Kopf vom Präparats des Eisbären "Knut".

Der Eisbär Knut wurde am 05.12.2006 im Zoologischen Garten Berlin geboren. Es war die erste Eisbärengeburt seit mehr als 30 Jahren, die dort stattfand. Während allein in Deutschland seit 1980 bereits rund 70 Eisbären weitgehend unbeachtet von der Presse geboren wurden, wurde das von Hand aufgezogene knuddelige Eisbärenbaby bald zu einem internationalen Medienphänomen. Knut wurde nur fünf Jahre alt, normalerweise haben Eisbären eine Lebenserwartung von ca. 30 Jahren. Er ertrank vor den Augen der Besucher. Als Todesursache wurde später vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) eine Gehirnentzündung ermittelt. Der Eisbär wurde als Dermoplastik im Museum für Naturkunde präpariert. Im Sommer 2013 war Knut Berliner Klimabotschafter im nationalen Naturkundemuseum der Niederlande, dem Naturalis Biodiversity Center, in Leiden. Mehr als 150.000 Besucher waren von Knut begeistert. Seit dem 28.07.2014 ist er Teil der Ausstellung „Highlights der Präparationskunst“.

Flusspferde

Auf dem Bild ist eine Gruppe präparierter Flusspferde zu sehen.

Das Flusspferd, auch Nilpferd oder Großflusspferd genannt gehört zur Familie der Paarhufer. Sie sind große, pflanzenfressende Säugetiere. Die ausgestellte Flusspferdgruppe besteht größtenteils aus Gips. Da sich die Haut der Flusspferde aufgrund ihrer Dicke und ihres Fettgehaltes nicht mit herkömmlichen Präparationsmethoden konservieren ließ, wurde während der Präparation die Oberflächenstruktur der Haut abgegossen und anschließend naturgetreu bemalt. Die Körper der beiden ausgewachsenen Tiere stammen vom Abguss eines einzelnen Tieres. Lediglich die Zähne dieser Tiere sind "echt".

Ozelot

An den Präparaten der beiden Ozelots (Leopardus pardalis) lässt sich hervorragend die Weiterentwicklung der Präparationsmethoden ablesen. Hier wird der Unterschied zwischen den "ausgestopften" Kreaturen aus dem 18. und 19. Jh. und den meisterhaften, anatomisch exakten Dermoplastiken moderner Museumsausstellungen deutlich. Der Präparator des ersten Exemplars von 1818 hatte nie einen lebenden Ozelot gesehen. Ihm standen lediglich das Fell und wenige Skizzen des Tieres zur Verfügung. Die Präparation erfolgte mit unzureichenden anatomischen Grundkenntnissen. Hingegen präparierte Gerhard Schröder 1934 das zweite Exemplar nach Studien lebender Tiere. Ihm lag das vollständige tote Tier mit Muskulatur und Skelett vor. Er schuf eine meisterhafte, anatomisch exakte Dermoplastik, die ein sehr lebensnahes Bild des Tieres schaffte.

Rekonstruktion einer Dronte

Mit Hilfe des biologischen Modellbaus lassen sich bereits ausgestorbene Tierarten rekonstruieren. Das Modell der Dronte (Raphus cucullatus), eines ca. 1670 ausgestorbenen großen flugunfähigen Vogels der Insel Mauritius, ist ein Beispiel für eine derartige Rekonstruktion. Grundlegende Informationen für die Nachbildung stammen von einigen Skeletten sowie von historischen Zeichnungen und Gemälden. Zunächst wurde das Skelett des Tieres zusammengesetzt. Danach wurde der Muskelkörper aus Ton modelliert und anschließend aus Gips abgegossen. Zum Schluss wurden Federn von Huhn, Ente, Schwan und Strauß wie bei heute lebenden Vögeln angeordnet. Das Modell fertigte der Präparator Karl Kästner 1949 an.

Rekonstruktion des Tauchvogels

Für die Rekonstruktion dieses vor ca. 65 Millionen Jahren ausgestorbenen flugunfähigen Tauchvogels (Hesperornis regalis) lag kein Originalskelett vor. Daher wurde jeder einzelne Knochen nach wissenschaftlichen Fundbeschreibungen mit exakten Abbildungen dreidimensional nachgebildet und  zu einem funktionalen Skelett montiert. Die Proportionen der Einzelknochen und die Stellung der Gelenkachsen gaben dann Aufschluss über die Muskulatur und über Bewegungsabläufe des Fossils zu Lebzeiten. Das ausgestellte Modell zeigt halbseitig das Skelett und die äußere Form des Tieres. Es wurde 1997 von unserem Präparator Ralf Bonke in 10 Monaten akribischer Detailarbeit geschaffen.