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Wissenschaftler des Museums für Naturkunde an Bord: IODP Expedition 379 ins Amundsenmeer (Westantarktis) mit dem Forschungsbohrschiff JOIDES Resolution

Es war zum Verzweifeln. Fast eine Woche gab es keine neuen Sedimentkerne aus Tiefen unterhalb der letzten Bohrtiefe von 393 m an dieser Bohrstation. Ein Eisberg nach dem anderen gab sich die Klinke in die Hand, und alle kamen in die rote Zone zum Schiff, so dass nicht weitergebohrt werden durfte. Doch nun können wir endlich weiterbohren und sind bis auf 504 m Tiefe gekommen. Die Qualität der Sedimentkerne ist erstaunlich gut.

Ziel der IODP (International Ocean Discovery Program) Expedition 379 ins Amundsenmeer ist es, die Gletscherhistorie der Westantarktis zu erforschen: Tatsächlich ist das Westantarktische Eisschild besonders empfindlich gegenüber klimatischen und ozeanographischen Veränderungen, und es hat in den letzten Jahrzehnten alarmierend schnell Eis verloren. Ein vollständiger Zusammenbruch  des Westantarktischen Eisschildes würde zu einer geschätzten Erhöhung des Meeresspiegels um 1,5 m führen. Es ist bekannt, dass die Geschichte in der Vergangenheit sehr dynamisch war. Was wir während dieser Expedition erreichen wollen, ist die Suche nach greifbarem Material zur Quantifizierung vergangener Zusammenbrüche und Wiederherstellungen des Eisschildes, um Grundlagen  für zukünftige Klimamodelle zu schaffen.

Als Paläontologe untersuche ich die Mikrofossilien in den Sedimenten. Wir nehmen Proben in den Borkernen und schauen nach Einzellern, Algen und fossilen Pflanzenpollen, die für die Altersbestimmung von Sedimenten genutzt werden können. Danach versuche ich zusammen mit den 6 anderen Paläontologen an Bord eine Altersschätzung für die Sedimente vorzunehmen und so das Kollabieren und die Erholungsraten des Westantarktischen Eisschildes abzuschätzen. Alle Daten gehen dann sofort in die zentrale Datenbank ein.

Johan Renaudie (Paläontologe, Museum für Naturkunde Berlin)

Offizielle Webseiten mit Medien-Links und Blogs zur Expedition:
http://iodp.tamu.edu/outreach/expeditions/amundsen_sea_ice_sheet_history.html

Fotos:

  • Dieser neugierige Buckelwal traute sich bis auf wenige Meter ans Schiff heran (Foto:Katie Smith).
  • Der 4. von rechts, das bin ich, Johan Renaudie (Paläontologe, Museum für Naturkunde Berlin), zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt warten wir auf den ersten Kern. (Credit: Tim Fulton, IODP JRSO)
  • Eisberg mit Sedimenten am Boden. Wenn der Eisberg schmilzt fallen die Trümmer ins Meer  und befinden sich dann in marinen Sedimenten, die es uns ermöglichen, Eisschilde in der geologischen Vergangenheit zu untersuchen. (Credit: Reed Scherer, Northern Illinois University, USA)
  • Die JOIDES-Resolution lag vor der Abreise in Punta Arenas, Chile, an. An Bord u.a. 30 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler