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Museum für Naturkunde Berlin stellt sich seiner Verantwortung

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste bewilligt ein Forschungsprojekt am Museum für Naturkunde Berlin, um am Beispiel der Säugetiersammlung die kolonialen Kontexte bei der Beschaffung von naturkundlichem Sammlungsmaterial zu erforschen. Das Forschungsmuseum setzt damit die Aufarbeitung der Herkunftsgeschichte seiner Sammlungsobjekte fort, die Teil der globalen Forschungsinfrastruktur sind.

Um die Provenienz von Objekten aus kolonialen Kontexten in deutschen Einrichtungen zu klären, hat der Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg auf Empfehlung seines Förderbeirats in der ersten Antragsrunde 2020 fünf neuen Forschungsanträgen von Museen und Universitäten zugestimmt und dafür insgesamt zunächst 653.200 Euro Fördergeld bewilligt. Dabei richtet sich der Fokus nicht nur auf Objekte aus ethnologischen Museen, sondern auch auf solche in archäologischen und naturkundlichen Sammlungen.

Das Projekt „Koloniale Provenienzen der Natur. Der Ausbau der Säugetiersammlung am Museum für Naturkunde Berlin um 1900“ des Museums für Naturkunde Berlin untersucht ausgehend vom Netzwerk des Kustos der Säugetiersammlung, Paul Matschie, der zwischen 1890 und 1926 an der Sammlung tätig war, die kolonialen Bedingungen des Sammelns und Forschens. In den Jahrzehnten des deutschen Kolonialismus wuchs die Säugetiersammlung in einer Weise an, die historische einmalig bleiben sollte. Das naturkundliche Sammeln und Forschen verband sich dabei unmittelbar mit den Interessen des Deutschen Reiches.

Das Projekt ist Teil eines Forschungsschwerpunkts zur politischen Geschichte seiner Objekte. Im Dezember 2018 erschien bereits das Buch „Dinosaurierfragmente. Zur Geschichte der Tendaguru-Expedition und ihrer Objekte, 1906 – 2018“ im Wallstein Verlag.  Die Verwicklungen von Naturkunde, Museen und Politik, die konkreten Kontexte des Findens, Ausgrabens und Aneignens, aber auch die Etappen der musealen Bearbeitung und Präsentation, der Translokationen und der Provenienz stehen hier im Blickpunkt. Gleichzeitig geht es um eine Wissensgeschichte des Objekts und die Frage nach seiner Bedeutung für die Entwicklung der Paläontologie als Wissenschaft im internationalen Kontext.