Die diesjährige 15. Weltnaturkonferenz im chinesischen Kunming und die Sorge um einen verheerenden Verlust an Artenvielfalt sind Anlass für eine Veranstaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und des Netzwerk-Forums zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NeFo) am 15. März im Berliner Museum für Naturkunde Berlin. Die Community kam zusammen, um Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die unter den Gästen war, auf ihrem Weg zu stärken.
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde drängte auf verstärkten Biodiversitätsschutz. Sein Appell an Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft: "Nur wenn die Biodiversität intakt ist, kann eine Wende hin zu erneuerbaren Energien und damit der Klimaschutz gelingen." Die Bundesregierung hat 2007 mit der nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) den richtigen Weg eingeschlagen. Fest steht aber, dass die damals verankerten NBS-Ziele leider noch außer Reichweite sind. Es muss mehr getan werden, um Pflanzen, Tiere und Lebensräume zu bewahren, so alle Teilnehmenden. Es sei zu begrüßen, dass 2021 eine Neujustierung der nationalen Biodiversitätsstrategie in Gang gekommen sei. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin: „Die Wissenschaft muss weg vom Götzen der Exzellenz. Wissenschaft soll am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen. Sie muss zuhören können. Dafür braucht es Zeit und Engagement.“
Weltbiodiversitätsrat warnt vor Aussterben von einer Million Arten
Ein Eckpunktepapier der Bundesregierung vom Juni 2021 nimmt die NBS 2007 unter die Lupe und kündigt eine neue nationale Biodiversitätsstrategie an. Denn bisher seien viele Ziele der nationalen Strategie zum Schutz biologischer Vielfalt "nicht erreicht" worden. Eine grundlegende Trendumkehr beim Verlust biologischer Vielfalt sei nicht gelungen. Für Aufsehen hatte 2019 die Warnung des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) gesorgt, weltweit seien binnen Jahrzehnten rund eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Schätzungen gehen von derzeit insgesamt etwa 14 Millionen Arten auf der Erde aus. Fazit im Eckpunktepapier: Eine Umsteuerung der Biodiversitätspolitik ist unumgänglich – "was wir brauchen, ist ein transformativer Wandel", heißt es. Direkte und indirekte Treiber des Biodiversitätsverlusts müssten adressiert werden. Die NBS 2007 sei zudem teils nicht mehr aktuell; Energiewende, Insektensterben, die Corona-Pandemie und Themen wie Meeresnaturschutz, Anpassung an den Klimawandel, Wetter-Extreme wie Dürre, Hitze und Starkregen, internationale Lieferketten und Pflanzenschutz seien nicht oder kaum berücksichtigt.
Bundesumweltministerin Lemke: Umgang mit Natur muss sich ändern
Deutschlands NBS von 2007 entspringt dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Damals wurden drei völkerrechtliche Verträge beschlossen – neben der CBD das Klimarahmenabkommen und die Wüstenkonvention. Die CBD gilt mit 190 Vertragsparteien als umfassendstes verbindliches Abkommen für Naturschutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Oberstes politisches Entscheidungsgremium der Konvention ist die Konferenz der Vertragsstaaten, kurz COP (Conference of the Parties) – wie nun die 15. COP-Auflage in China. Die Federführung für die CBD-Umsetzung in Deutschland und somit für die NBS liegt beim Bundesministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. Bundesumweltministerin Steffi Lemke betont, dass sich vor allem die Art und Weise, wie wir mit der Natur umgehen, ändern müsse. Sie setze sich ein für einen wirksamen Schutz der noch intakten Natur, die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen – global, in Europa und in Deutschland. Es sei wichtig, dass die Weltnaturkonferenz noch dieses Jahr stattfinde und konkrete, messbare Ziele, aber auch starke Mechanismen für deren Umsetzung beschließe.
Die 10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung
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