Lulu und Nana sind die ersten Menschen der Welt, deren Erbgut gezielt verändert wurde. Das klingt nach Science-Fiction – ist aber Realität. Die Zwillinge sind bereits 2018 in China als Folge eines nicht genehmigten Experiments auf die Welt gekommen. Noch als Embryonen hatte der Wissenschaftler He Jiankui die Gene der Mädchen im Labor verändert. Er wollte Lulu und Nana damit vor einer möglichen Ansteckung mit AIDS schützen. Solche Veränderungen des menschlichen Erbguts werden Keimbahneingriffe genannt. Ihre Wirkungen und Nebenwirkungen werden sogar vererbt. Sie betreffen also nicht nur Lulu und Nana, sondern auch ihre zukünftigen Kinder. Hes Versuch rief heftige Reaktionen hervor. Denn Keimbahneingriffe gelten als erster Schritt, die menschliche Evolution zu steuern. In einer Stellungnahme erklärte der Deutsche Ethikrat 2019 eine solche Veränderung von Embryonen als noch zu risikoreich – er erachtet Keimbahneingriffe aber nicht als prinzipielles Tabu: Denn zukünftige Eingriffe könnten einmal schwere Erbkrankheiten verhindern.
Das Forschungsprojekt ZukunftMensch beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Keimbahneingriffen. Vom 15. Oktober bis zum 15. November 2019 konnten Besucherinnen und Besucher im Experimentierfeld des Museums für Naturkunde im Rahmen des Projekte ihre Erwartungen, Hoffnungen oder Sorgen per Postkarte mitteilen, die Sie mit der Möglichkeit verbinden, das menschliche Erbgut zu verändern.
Einige der eingereichten "Postkarten" finden Sie auf dem Instagram-Account des Projekts.