Direkt zum Inhalt

AG Dunlop

Ausgestorbener Weberknecht in ukrainischem Rovno Bernstein

Forschung

Unsere Forschung beschäftigt sich mit fossilen Spinnentieren und ihren Verwandten. Dabei interessieren wir uns insbesondere für die Evolutionsgeschichte dieser Gruppe von Tieren. Wir versuchen herauszufinden, wo und wann Gruppen wie Webspinnen, Skorpione, Weberknechte und Zecken zuerst aufgetaucht sind und welche Beziehungen zwischen den einzelnen Tiergruppen bestehen. Dies tun wir, indem wir wichtige Fossilien untersuchen, die unter anderem Teil der Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin sind, und sie mit ihren lebenden Verwandten vergleichen. Eine Reihe von ausgestorbenen Spinnentieren liefern uns darüber hinaus wertvolle Informationen, wie diese Tiere sich verbreitet haben und so erfolgreich wurden.

Forschungsschwerpunkte

  • Der Ursprung der Spinnen
    Mit mehr als 50.000 lebenden Arten gehören Spinnen zu einer der erfolgreichsten Tiergruppen. Ihre Fossilienfunde reichen mehr als 300 Millionen Jahre bis in das Karbon zurück. In dieser Zeit scheint es eine Reihe von rätselhaften spinnenähnlichen Tieren gegeben zu haben, die voraussichtlich den Ursprung der Entstehungsgeschichte dieser Gruppe begründen. Ein interessantes Tier in diesem Kontext ist Chimerarachne, eine außergewöhnliche Spinne mit einem besonderen Körperteil, den heutige Arten nicht besitzen, einem Schwanz. Sie wurde im Burmesischen Bernstein entdeckt, der während der Kreidezeit vor ca. 100 Millionen Jahren entstand. Durch die Untersuchung von Spinnenfossilien und ihren Verwandten, sind wir in der Lage die ersten Zweige des Stammbaums der Spinnen zu rekonstruieren.  

    Wang B, Dunlop JA, Selden PA, Garwood RJ, Shear WA, Müller P, Lei X 2018. Cretaceous arachnid Chimerarachne yingi gen. et sp. nov. illuminates spider origins. Nature Ecology & Evolution, 2: 614-622.
     

  • Die ältesten Zecken
    Zecken sind eine wichtige Gruppe von Parasiten, die sich nur von dem Blut von Wirbeltieren ernähren und dadurch eine Vielzahl an Krankheiten übertragen können. Fossile Zecken sind sehr selten, jedoch wurden einige besondere Entdeckungen im Burmesischen Bernstein gemacht. Die Besonderheit des burmesischen Bernsteins ist, dass er eine faszinierende Zusammenstellung lebender und ausgestorbener Gattungen beinhaltet. Darunter befinden sich die ältesten Funde der heute noch lebenden Zeckengattungen Amblyomma, ein typischer Parasit von Reptilien, und Haemaphysalis, die heutzutage meist Säugetiere befallen. Eine bemerkenswerte ausgestorbene Art, Khimaira fossus, scheint das fehlende Bindeglied zwischen den beiden wichtigsten lebenden Zeckengruppen zu sein: den Schild- und den Lederzecken. Wir untersuchen hier die Stammesgeschichte und deren Entwicklung im Laufe der Zeit.

    Chitimia-Dobler L, Mans BJ, Handschuh S, Dunlop JA. 2022. A remarkable assemblage of ticks from mid-Cretaceous Burmese amber. Parasitology, 149: 820–830.
     

  • Bernstein Weberknechte als Modell für Evolution und Biogeographie
    Trotz ihrer heutigen Artenvielfalt sind Weberknechte als Fossilien relativ unbekannt, so dass vieles über die Evolution und Verbreitungsgeschichte noch im Verborgenen liegen. Unser Ziel ist es, möglichst viele neue fossile Weberknechtarten aus den verschiedenen Bernsteinquellen, wie zum Beispiel Baltischen, Bitterfelder oder Burmesischen Bernstein, zu entdecken und mithilfe von computertomographischen Bildgebungsverfahren (Mikro-CT) wissenschaftlich zu beschreiben. Diese Untersuchungen erlauben es uns, den Stammbaum dieser faszinierenden Tiere zu rekonstruieren und neue Erkenntnisse über ihre damalige Verbreitung auf den Urkontinenten zu gewinnen.
    Dieses Projekt wird durch das Elsa-Neumann-Stipendium der Dahlem Research School (Freie Universität Berlin) unterstützt.

    Bartel C, Dunlop JA, Sharma PP, Selden PA, Ren D, Shih C. 2021. Laniatorean harvestmen (Arachnida: Opiliones) from mid-Cretaceous Burmese amber. Cretaceous Research, 119: 104703.