Direkt zum Inhalt

Die Geschichte von “M” und “m”

„m“ im Museum: Das Museum für Naturkunde Berlin stellt den vollständigsten Fund eines Dicraeosauriers im Original aus.

Etwa 70 Jahre lang waren die Dicraeosaurier-Fossilien aus Tendaguru im heutigen Tansania die einzigen der Wissenschaft bekannten. In jüngerer Zeit entdeckten Paläontologen weitere Fossilien in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien. Amy Campbell vom Museum für Naturkunde Berlin untersucht, ob der Stammbaum dieser Dinosaurier neu geordnet werden muss. Ein Ziel ihrer Doktorarbeit ist eine vollständige Neubeschreibung des Dicraeosauridenmaterials aus Tendaguru.

Taxonomisches Update

Bislang wurden zwei Arten von Dicraeosaurus identifiziert: Dicraeosaurus hansemanni und Dicraeosaurus sattleri. Diese Arten wurden anhand der zwei in Tendaguru entdeckten Teilskelette „m“ und „M“ und des wissenschaftlichen Erkenntnisstands der 1930er Jahre beschrieben. Die „m“-Fossilien sind das am besten erhaltene und vollständigste Dicraeosauridenmaterial.

Das Material ist im Museum als stehendes Skelett von D. hansemanni ausgestellt. Das Material von D. sattleri, die gut erhaltenen Knochen des Skeletts „M“, ist weniger vollständig, von geringerer Größe und stammt aus jüngeren, höheren Erdschichten. Wissenschaftler ordneten die Fossilien daher zwei verschiedenen Arten zu.

Basierend auf den neueren Funden weiterer Dicraeosaurier, modernen Erkenntnissen über die Anatomie der Sauropoden und einem Vergleich des gesamten verfügbaren Sauropodenmaterials von Tendaguru überarbeitet Campbell nun die Zuordnung zu Gattung und Art gemäß den Regeln des Internationalen Kodex der Zoologischen Nomenklatur. Sie möchte klären, ob die Trennung in zwei Arten morphologisch gerechtfertigt ist.

Campbell scannt auch fossiles Material, um den „m“-Schädel, Hals und Schultergürtel mit Muskeln mit einer speziellen Software dreidimensional zu rekonstruieren. Sie wird verfügbare Daten sammeln und Proben von eng verwandten Sauropoden aus anderen Museen scannen, um die Anatomie zu vergleichen und Erkenntnisse übertragen zu können. Mit dem verfeinerten Computermodell kann dann die Biomechanik des Schulter-Nacken-Systems untersucht werden. Von den Bewegungsmöglichkeiten kann Campbell Rückschlüsse auf das Ernährungsverhalten und die Ökologie der Dicraeosaurier ziehen.

 

Projekttitel

Hingabe an das morphologische Extrem - Systematische Revision des sauropoden Dinosauriers Dicraeosaurus aus dem Oberen Jura von Tendaguru (Tansania) und Rekonstruktion der dreidimensionalen Beweglichkeit und Biomechanik des Halses und Schultergürtels der Dicraeosauridae

Laufzeit

01.02.2018 - 31.01.2022

Finanzierung

Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG