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Fossile Säugetiere

Die Sammlung Fossile Mammalia enthält zurzeit etwa 80.000 Makroobjekte und rund 1.000.000 fossile Kleinsäugerreste. Es sind darunter 41 Typen und mehr als 1.500 Originale. Die Hominiden als Spezialsammlung umfassen etwa 500 Objekte mit über 20 Originalen.  

Die Hominiden ist eine kleine Sammlung, welche vornehmlich Lehrzwecken dient. Sie beinhaltet im Wesentlichen Schädelabgüsse, palaeolithische Werkzeuge und einen Original-Zahn eines Australopithecus afarensis aus der südlichen Serengeti, Tansania. Neben weiteren zahlreichen Aufsammlungen aus Ostafrika ist die hohe Zahl und Diversität an pleistozänen Säugetieren der Expedition von Margarethe L. Selenka (1860-1922) nach Trinil, der Fundstelle auf Java des berühmten ersten Homo erectus-Fundes, sehr bedeutend. Es lassen sich aber auch viele andere internationale Fundstücke von fossilen Säugetieren in der Sammlung finden, beispielsweise aus China, USA, Ägypten, Griechenland, Niederlande und vielen Ländern Südamerikas.

Bei der fossilen Säugetiersammlung handelt es sich ausschließlich um eine systematisch geordnete Trockensammlung. Sammlungsmaterialien sind sehr divers und reichen von Versteinerungen, über subfossile Knochen, Elfenbein, Fellresten, Abgüssen, Modellen, bis hin zu Feldnotizen und Kartenmaterial.

Digitalisierung

In der hausinternen Access-Datenbank sind über 45.000 Objekte, zumeist Makroobjekte, erfasst. Die Teilsammlung der Hominiden ist vollständig digital aufgezeichnet.

Highlights

Überreste von Riesenfaultieren

Zu den außergewöhnlichen Sammlungsbestandteilen gehören die Überreste pleistozäner Riesenfaultiere aus Südamerika, die teilweise auf die Aufsammlungen des Naturforschers Friedrich Sellow (1789 1831) zurückgehen. Es handelt sich um erhaltene Hautreste, Hautverknöcherungen, Fellreste, Speiballen und Kot verschiedener Fundstellen Chiles, Uruguays und Brasiliens, die in der Sammlung der Wirbeltierpaläontologie aufbewahrt werden. Riesenfaultiere starben vor etwa 10.000 Jahren aus. Klimawandel und Bejagung durch den Menschen gelten als Ursache für das Verschwinden dieser mächtigen Tiere.

Unterkiefer von Saghacetus osiris

Der Unterkiefer des Urwals Saghacetus osiris ist vollständig erhalten. Er stammt aus 35 Millionen Jahre alten obereozänen Schichten nahe der berühmten Oase Fajum, Ägypten. Der vordere, zunächst isoliert gefundene Abschnitt des Kiefers wurde 1884 ursprünglich durch den Afrikaforscher Georg A. Schweinfurth (1836-1925) als der eines großen Schweineartigen oder Tapirs gedeutet. Erst zehn Jahre später klärten genauere Untersuchungen durch Wilhelm B. Dames (1843-1898) den Zusammenhang zwischen diesem und dem hinteren Abschnitt des gleichen Kiefers mit ihrer sehr unterschiedlichen, aber für Urwale typischen Bezahnung auf.

Zahn von Australopithecus afarensis

Ein besonderes Objekt stellt der Original-Zahn eines Australopithecus afarensis aus der südlichen Serengeti, Tansania, dar. Er wurde wahrscheinlich während der 1930er Jahre von einer Expedition Ludwig Kohl-Larsen (1884-1969) mit nach Berlin gebracht. 45 Jahre lang lag der Zahn unerkannt in einer Schublade Museumssammlung und wurde 1986 vom amerikanischen Paläoanthropologen Tim White als zweiter linker Unterkiefer-Schneidezahn identifiziert. Die Art der Erhaltung und die Färbung des Zahnes entspricht den Funden anderer fossiler Primaten der Fundstelle Laetoli am Garusi-Fluss nahe dem Nordost-Ende des Eyasi-Sees und wäre somit ca. 3,75 Millionen Jahre alt.

Forschung

Die hohe Quantität einiger Sammlungsteile ist besonders für vergleichende Studien interessant. Dementsprechend bietet sich ein breites Forschungsfeld über die Erforschung von Populationsstrukturen, der Stammesentwicklung (Phylogenie) oder Klimaentwicklung mittels Schichtenkunde (Stratigraphie).

Das Material der Haut- und Fellreste der ausgestorbenen, südamerikanischen Faultiere ist besonders gefragt. Sie eigenen sich besonders aufgrund des einzigartigen Zustands durch das relativ geringe Alter von 8.000 bis 10.000 Jahren für genetische Untersuchungen.

Bibliothek

Es befindet sich keine der Sammlung direkt angegliederte Bibliothek im Haus. Ein Großteil der Schriftstücke mit Sammlungsbezug ist in den paläotnologischen Teilbereich der Bibliothek des Museums eingeordnet.