Politische Objektmobilität im Berlin der Nachkriegszeit
Als Geschichte des Berliner Museums für Naturkunde werden in gegenwärtigen Untersuchungen vor allem die "großen" Expeditionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erinnert – und damit das Museum als eine Institution des Kaiserreichs. Dabei blicken das Haus und seine Sammlungen auch auf vier Jahrzehnte als Institutionen der DDR zurück. In dieser Zeit fanden Forschungsreisen nach Kuba oder in die Mongolei statt und wurde der internationale wissenschaftliche Austausch fortgeführt. Wie gestaltete sich Forschen und Ausstellen am Museum für Naturkunde zu DDR-Zeiten? Was bedeutete naturkundliches Arbeiten im sozialistischen Staat und im Ost-Teil Berlins? Diesen Fragen geht das Forschungsprojekt nach.
Es greift dazu beispielhaft die Geschichte einer Expedition auf, die 1967 Mitarbeiter*innen des Museums für Naturkunde sowie Sporttaucher*innen der Gesellschaft für Sport und Technik der DDR an die Nordküste Kubas führte, zwischen acht und zehn Tonnen Korallen "abbaute" und schließlich nach Ost-Berlin brachte. Hier sollten sie zu einer imposanten Rekonstruktion eines Korallenriffs zusammengesetzt und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dieser Plan scheiterte allerdings. Erst 1974, zum 25. Jahrestag der DDR, wurde aus einem kleinen Teil der gesammelten Korallen ein sogenanntes Riff-Diorama gebaut und ausgestellt. Der Großteil der Expeditionskisten blieb allerdings bis in die 2000er Jahre verschlossen.
Das Projekt "Kubanische Korallen in Ost-Berlin" rekonstruiert den Weg der Korallen vom kubanischen Meer ins Ost-Berliner Museum und zeigt, wie ihre grenzüberschreitende Mobilisierung sowie ihre Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit innerhalb des Museums mit globalen, nationalen und institutionellen Politiken verschränkt waren.
Das Forschungsprojekt "Kubanische Korallen in Ost-Berlin" ist Teil des Projekts "Mobile Objekte" des Exzellenzsclusters "Interdisziplinäres Labor Bild Wissen Gestaltung" an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Kooperationspartner und Finanzierung
Das Projekt wurde durchgeführt in Kooperation mit dem DFG-geförderten Exzellenzcluster der Humboldt-Universität zu Berlin "Interdisziplinäres Labor Bild Wissen Gestaltung".