Geschichten aus dem Naturkundemuseum
Das Museum für Naturkunde Berlin beherbergt eine globale, etwa 30 Millionen Objekte umfassende Sammlung aus ebenso unterschiedlichen wie vielfältigen Dingen. Sie umfasst Skelette, Bälge, Alkohol- und Trockenpräparate, Mineralien, DNA-Proben, schriftliche Dokumente sowie Zeichnungen, ein Tierstimmenarchiv und vieles mehr. Diese heterogenen Dinge sind für das Museum primär naturwissenschaftliche Wissensspeicher, die Auskunft über natürliche Prozesse und die Evolution geben. Gleichzeitig dienen sie jedoch als kulturelle, historische und politische Gedächtnisträger. Als solche berichten sie über die Globalisierung sowie über die wissenschaftliche Erforschung und Erschließung der Welt. In Ausstellungen werden Objekte zu Belegstücken für naturwissenschaftliche Zusammenhänge oder zu ästhetisch attraktiven Exponaten, die repräsentieren, interessieren und kommunizieren sollen.
Im Kontext eines integrierten Forschungsmuseums übernehmen die Dinge des Museums unterschiedliche Funktionen in Forschung und Kommunikation. Sie bewegen und faszinieren damit eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren. Insofern bietet das Museum mit seinen Sammlungen in Forschungen und Ausstellungen einen Raum für vielfältige Aneignungs- und Interpretationsprozesse.
Das Forschungsprojekt „Wissensdinge“ macht diese kulturell geprägten, vielschichtigen Aneignungsprozesse exemplarisch deutlich und lässt die multiplen Kontexte und Interpretationen naturwissenschaftlicher Dinge hervortreten. Es fragt danach, welche Bedeutung die Sammlungsgegenstände in unterschiedlichen Wissenskulturen haben - für natur- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen, für künstlerisches Forschen oder für die vielfältigen Interessen von Museumsbesucherinnen und -besuchern. Gesammelt werden Objektgeschichten, die in einer interdisziplinären und vielstimmigen Collage in Beziehung zueinander gesetzt werden. Ziel ist es, die Geschichtlichkeit, Einzigartigkeit, Kontingenz und kulturelle Gebundenheit unserer Objektwahrnehmungen deutlich werden zu lassen und vergleichend zur Diskussion zu stellen. Als Ergebnis des Forschungsprojekts erschien 2015 das rasch vergriffenen Buch Wissensdinge. Geschichten aus dem Naturkundemuseum, das seit November 2020 in einer aktualisierten und erweiterten Neuauflage vorliegt.
Weblink
http://www.mfn-wissensdinge.de/
Finanzierung
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.