Direkt zum Inhalt

Nützliche grüne Winzlinge

Mit ihrer gleichmäßigen Struktur sind Kieselalgen auch Vorbild für die Entwicklung neuer Materialien. Foto: Johan Renaudie/Museum für Naturkunde Berlin

Wir nutzen Kohle-Strom, fliegen in den Urlaub und essen Steak: ein echtes Problem für unser Klima, da das dabei freigesetzte Kohlendioxid erstmal wieder aus der Atmosphäre gezogen werden muss. Ein kleiner, aber sehr wichtiger Helfer dabei: die Kieselalge.

„Ich wollte wissen, wie diese Mikrofossilien vom Klima und auch dem Kohlenstoffkreislauf beeinflusst wurden“, sagt Projektleiter Johan Renaudie. Der Mikropaläontologe hat in seinem Projekt die Entwicklung der Algen im Känozoikum untersucht. Wenn es die Algen auch schon vor 66 Millionen Jahren gab, so nahm ihre Vielfalt doch erst in dieser Zeitspanne zu.
Für sein Projekt wertete Renaudie Daten der letzten 60 Jahre aus. Das Ziel: Aus riesigen Datenmengen Schlüsse über die Kieselalge ziehen. Seine Daten beruhen auf der Auswertung von Sedimenten des Meeresbodens, die über Jahrzehnte gesammelt wurden. Aus dem enthaltenen Silizium lässt sich die Anzahl der jeweiligen enthaltenen Kieselalgen ermitteln. Ein Ergebnis: Die Algen haben damals durch ihre ansteigende Ausbreitung auch Strahlentierchen verdrängt.

Klima trifft Kieselalge

Tausende von Ablagerungsproben, die in Renaudies Forschung einflossen, geben Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Klima und Kieselalge. Der vor 35 Millionen Jahren abnehmende Kohlendioxid-Anteil der Atmosphäre lässt sich direkt mit der Verbreitung der Kieselalgen verbinden: Die Alge bindet Kohlendioxid durch Photosynthese. Wenn sie stirbt, sinkt sie tief auf den Meeresboden. Der Kohlenstoff wird gebunden und aus dem Kreislauf genommen.

Die mikroskopisch kleinen Einzeller fühlen sich besonders in kälteren Regionen wohl. Moderne Spezies lassen sich besonders in der Antarktis finden. Mit einer fortschreitenden Klimaerwärmung könnten sie aussterben und das Klima sich noch schneller erwärmen. „Eine Spezies kann innerhalb eines Jahres verschwinden, aber es braucht Tausende von Jahren für die Entwicklung einer neuer Art“, sagt Renaudie.

 

Projekttitel

Kieselalgen, Radiolarien und die känozoischen Silizium- und Kohlenstoffzyklen

Laufzeit

01.09.2015 – 31.03.2017

Finanzierung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)