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Frau Schweiger erzählt… l Glitzern & Denken

Helix pomatia © Carola Radke, Museum für Naturkunde Berlin

Hallo, mein Name ist Frau Schweiger und ich erzähle Geschichten. Am liebsten im Angesicht meines Publikums, um es atmen, lachen und staunen zu sehen – zu riechen – zu spüren. Aber was nicht geht, geht nicht. Also nun mein allererster Blog-Beitrag. Auch schön. Und der soll nun also glitzern und denken, oder soll die Leserschaft glitzern und denken? Es gab am 8., 10. und 11. November eine Show (als Livestream) im Berliner Museum für Naturkunde und zwar mit dem Titel „Schleimig“, genauer gesagt zum Thema „Mollusken“. Während die einen nun googlen, was Mollusken sind, erzähle ich erstmal eine meiner liebsten Schneckengeschichten …

Es hatte sich einmal ein Fuchs den Bauch vollgeschlagen mit sieben jungen Raben, nun sprang er fröhlich durch die Welt und dachte, er sei unschlagbar. Unschlagbar schnell, unschlagbar schlau, unschlagbar schön! Da traf er auf ein Tier, welches er für das schleimigste, hässlichste und langsamste Tier auf der ganzen Welt hielt: eine Schnecke! Diese grüßte den Rotpelz höflich, aber der wollte schon arrogant an ihr vorbeigehen, da schlug ihm dieses unwürdige Etwas ein Wettrennen vor: bis zum Fluss! Der spitznasige Räuber blieb stehen, und schaute nur von oben herab über seine Schulter und sagte: „Eins, zwei, drei, los!“. Die würdige Hausträgerin hielt sich nun unbemerkt an seiner Schwanzspitze fest, und schon ging es über Feld und Wiese, Stock und Stein. Kurz vor dem Fluss hielt der Fuchs an und drehte sich nach seiner unwürdigen Gegnerin um, dabei schwang die Schnecke an seiner Schwanzspitze herum, nutzte die heilige Göttin der Beschleunigung und flog über den Fluss ans andere Ufer. „Naah - auch schon da, und wie kommst du nun zu mir ans andere Ufer?“ fragte die schleimige Stolze den verblüfften Pelzträger. Der kniff nur den Schwanz ein und hoffte, niemand hätte seine Blamage gesehen.

Und hier eine wissenschaftliche Einschätzung dazu von unserer Expertin Dr. Katharina von Oheimb:
Die Vorurteile über Schnecken und ihre Langsamkeit stimmen. Kriechend kommen Schnecken eher langsam voran. Viele Arten sind zudem sehr ortstreu; sie legen nur kurze Strecken zurück und bleiben bei guten Bedingungen in ihrer angestammten Umgebung. Schnecken können aber in der Tat mithilfe von anderen Tieren verbreitet werden. In seltenen Fällen kann es so passieren, dass sich Schnecken beispielsweise an Beine oder Gefieder von Vögeln anheften und so in andere Gebiete verbracht werden. So können Wasserschnecken selbst abgelegene Gewässer besiedeln und Landschnecken auch ferne Inseln erreichen. Sogar eine Reise durch den Verdauungstrakt von Vögeln können einige Schnecken dank ihrer schützenden Schale manchmal überleben. Ob es nachweislich jemals einen Transport von Schecken mithilfe von Füchsen gab, ist mir nicht bekannt, aber es würde mich nicht allzu sehr überraschen.

Und hier eine Ergänzung von Ines Theileis:
Es gibt natürlich auch in unserer Zeit und Realität Schneckenrennen. Wikipedia weiß, dass bei selbigen Knoblauchwasser zum Einsatz kommt, um die Schnecken zu motivieren, zur Ziellinie zu kriechen. Das Motto der Veranstaltung: „Ready, Steady, Slow!“. Das bekannteste Schneckenrennen findet übrigens in Großbritannien statt: Die World Snail Racing Championship. Die Gewinner-Schnecke 2019 gehörte Maria Welby. Mehr Infos dazu findet ihr hier.