Zukunft geht durch den Magen: Essen für einen gesunden Planeten
Ernährung und Ernährungssystem besitzen nicht nur einen enormen – positiven und negativen – Einfluss auf die menschliche Gesundheit, sondern bestehende Ernährungssysteme können wesentlich zur Ausdehnung und Beschleunigung von Umweltzerstörung beitragen. Zugleich können nachhaltige Ernährungssysteme und ein aufgeklärtes, nachhaltiges Konsumverhalten einen zentralen Beitrag zum Schutz und Erhalt der Planetaren Gesundheit (engl. Planetary Health) leisten.
Dieser tiefgreifende Wandel kann jedoch nur gelingen, wenn wissenschaftsbasierte Lösungsansätze auf Grundlage von strategisch geplanten Austauschprozessen mit relevanten Akteur:innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickelt werden, um bestehendes Wissen zu mobilisieren sowie neues, handlungsrelevantes Wissen zu erzeugen. Ebenso kann die Aushandlung vielfältiger Optionen der Ernährung und Lebensmittelversorgung nur im Zusammenspiel zwischen diesen Akteur:innengruppen und nur unter Einbezug von politischen Entscheidungsträger:innen gelingen.
Das Projekt: Dialog und Partizipation für eine nachhaltige Transformation
Unser zukunftsweisendes Pilotprojekt verfolgte das Ziel, mittels Public Engagement neue Wege für einen nachhaltigen Wandel unseres Ernährungssystems und Konsumverhaltens zu eröffnen.
Die Studie stellte das Gestaltungs- und Veränderungspotenzial von Public Engagement im Bereich Ernährung für Planetare Gesundheit heraus, indem zunächst die möglichen Outcomes und Vorteile entsprechender Aktivitäten identifiziert wurden. Darauf aufbauend wurde gemeinsam mit relevanten Stakeholder:innen eine Reihe von bedarfsorientierten Empfehlungen für konstruktive Kommunikation entwickelt und in Form eines Leitbildes konsolidiert, um interessierte Akteur:innen zu befähigen, mittels Public Engagement-Maßnahmen eine Transformation in ihrem jeweiligen Handlungs- und Kommunikationsfeld voranzutreiben.
Das Projekt wurde zwischen Juli 2022 und Oktober 2024 am Forschungsbereich 3 durchgeführt und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Weitere Informationen zu unserem wissenschaftlichen Vorgehen sowie zu den einzelnen Arbeitspaketen können Sie in unserem Abschlussbericht nachlesen.
Unsere Ergebnisse: Die ersten Schritte sind getan
Im Verlauf des Projekts wurden zentrale theoretische Erkenntnisse und praxisrelevante Ergebnisse erarbeitet, die wichtige Impulse für die Forschung und Praxis im Bereich Public Engagement mit Planetarer Gesundheit liefern:
- Unsere Literaturanalyse zeigte auf, dass konstruktive Kommunikation zu und Public Engagement mit Planetarer Gesundheit ein bisher wenig beforschtes Feld darstellt. Dementsprechend liegen nur wenige Studien vor, die konkrete Anleitungen für Kommunikations- und Partizipationsmaßnahmen in diesem Themenfeld bieten.
- Zugleich machten unsere experimentellen Formate wie etwa Partizipation für Transformation (2024) deutlich, dass ernährungsbezogene Themen und Narrative einen produktiven Ansatz für Engagement-Maßnahmen und damit einen niedrigschwelligen Zugang zu Fragen rund um Planetare Gesundheit und Ernährung bieten können.
- Ein beträchtlicher Anteil der von uns befragten Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft und Ernährungsberatung äußerte großes Interesse an Public Engagement als Instrument zur Stärkung sozioökologischer Transformationen. Um jedoch die Hürden beim Einstieg in die Planung und Umsetzung solcher Aktivitäten zu überwinden, besteht ein dringender Bedarf an praktischen Anleitungen für interessierte Akteur:innen ohne Vorerfahrungen in der dialog- und partizipationsorientierten Kommunikation.
Das Leitbild: Auf die Plätze, fertig, los!
Als Antwort auf diesen Bedarf wurde im Projekt gemeinsam mit potenziellen Nutzer:innen das Leitbild Public Engagement zu Planetarer Gesundheit mit Fokus auf Ernährung und Ernährungssysteme entwickelt und erprobt.
Unser Leitbild betont die Dringlichkeit, Engagement-Maßnahmen so zu konzipieren und zu gestalten, dass sie über traditionelle, lineare Kommunikation hinausgehen und auf mehreren Ebenen wirken: Sinnliche Erfahrungen, etwa durch gemeinsames Kochen oder Exkursionen, schaffen einen direkten Zugang zur Thematik, fördern eine tiefere Auseinandersetzung und stärken so die Handlungsbereitschaft von Individuen. Zudem ist es essenziell, die Komplexität des Konzepts Planetare Gesundheit durch lebensweltliche Bezüge greifbar zu machen, sodass Teilnehmer:innen auf Augenhöhe eingebunden werden.
Das Leitbild richtet sich an alle Organisationen, Institutionen, Initiativen und Akteur:innen, die in ihrem jeweiligen Handlungs- und Kommunikationsfeld den gesellschaftlichen und politischen Rückhalt für einen Wandel der Ernährungssysteme aufbauen und so die notwendigen Transformationsprozesse eigenständig vorantreiben möchten.