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Millimeterarbeit an gepressten Pflanzen

Herbarbeleg in der Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin

Seit mehr als 150 Jahren lagern rund 45.000 gepresste Pflanzenteile in einem Herbar, das einst der Botaniker Johann Schrader zusammenstellte. Jetzt erhalten die empfindlichen Belege ein neues Leben: In den kommenden Jahren werden sie restauriert und digitalisiert. Einblicke in eine Arbeit, die viel Sorgfalt erfordert.

Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Journal für Natur (Ausgabe 8/2023).

Das Schrader-Herbar hat eine lange Historie, es wurde von dem Botaniker Dr. Johann Eduard Schrader ab 1830 zusammengetragen. Mit 45.000 Pflanzenbelegen ist es ein eher kleines Herbar. Aber es besticht durch Qualität und deckt fast alle Pflanzenfamilien der Erde ab. 

Etwa 500 Typusexemplare sind darunter. In den kommenden zwei bis vier Jahren werden die gepressten Pflanzen mit Unterstützung der Potsdamer Firma ArchivInForm restauriert und digitalisiert. Sammlungspflegerin Angelika Haufe löst die Pflanzenteile vorsichtig von den alten Papierseiten und montiert sie auf säurefreiem Papier. 

Auch ein QR-Code und ein neues Etikett kommen dazu. "Vorher muss noch überprüft werden, ob die Taxonomie, also Einordnung, stimmt, denn manche neuen Forschungsergebnisse führten zu Änderungen im Stammbaum der Pflanzenfamilien", so Ludwig Luthardt, der für das Herbar zuständige Sammlungswissenschaftler. Rund 5.000 Herbareinheiten sind bereits neu montiert. 

Das Museumsteam wird von externen Mitarbeitenden der Digitalisierungsfirma bei der Massendigitalisierung unterstützt. Zum Schluss stehen die Digitalisate allen Forschenden im Datenportal des Museums zur Verfügung – zur Erstellung von pflanzengeographischen Verbreitungskarten, als Grundlage für Biodiversitätskarten oder einfach, um zu schauen, ob es in der Berliner Sammlung diese eine Pflanze gibt, von der genetisches Material benötigt wird.

Text: Gesine Steiner
Foto: Pablo Castagnola