Naturkundliche Forschungsmuseen geben nur einen Teil ihrer Schätze in den öffentlichen Ausstellungen preis. Millionen von Präparaten schlummern hinter den Kulissen in riesigen Magazinen. Als Archive des Lebens gewinnen sie zunehmend an Bedeutung und liefern wichtige Informationen für die Erforschung der biologischen Vielfalt unseres Planeten. Das Museum für Naturkunde beherbergt 30 Millionen Objekte. Ein Teil davon ist in Alkohol konserviert. Diese sogenannten "Nass-Sammlungen" des Museums sind in einem der weltweit modernsten Sammlungsgebäude untergebracht. Dieses setzt nicht nur neue konservatorische Standards, sondern macht durch seine gläsernen Wände diese bedeutende Forschungssammlung auch erstmalig für Museumsbesucher sichtbar.
In den Nass-Sammlungen werden Objekte aus allen Tiergruppen in einem Gemisch aus 70 Prozent Alkohol und 30 Prozent Wasser aufbewahrt. Das schützt sie vor dem Verfall und sie bleiben für wissenschaftliche Untersuchungen nutzbar. Zu jedem Präparat gehört auch ein Etikett auf dem die Objektdaten dokumentiert sind – ohne sie sind die Präparate wissenschaftlich wertlos. In den Nass-Sammlungen lagern rund eine Million Objekte in insgesamt 80 Tonnen Alkohol. Sie füllen 276.000 Gläser, 12,6 Kilometer Regalfläche und drei Etagen des Sammlungsgebäudes.
Geschichte
Die Alkohol-Forschungssammlungen waren seit Jahrzehnten fern ab von den Besuchern und unter unzureichenden konservatorischen Bedingungen unter dem Dach des Museums untergebracht. Heute befinden sie sich in einem der modernsten Sammlungslager der Welt im Ostflügel des Museums. Der Ostflügel wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundpfeiler zerstört. Nach 65 Jahren wurde der Gebäudetrakt – eine der letzten Kriegsruinen Berlins – nach dreijähriger Bauzeit im September 2010 wiedereröffnet. Der Umzug der Alkohol-Präparate war abgeschlossen und das Museum für Naturkunde eröffnete die gläserne Nass-Sammlung als Teil des Ausstellungsrundgangs.
Die Rekonstruktion der Außenfassade des Ostflügels, entwickelt vom Schweizer Architekturbüro Diener & Diener, gewann im Jahr 2011 den DAM Preis für Architektur in Deutschland.
Mehr Informationen zum Wiederaufbau des Ostflügels