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Hautauswüchse von Mirasaura grauvogeli verändern Verständnis der Reptilienevolution

Rekonstruktionszeichnung von Mirasaura grauvogeli in einer urwaldähnlichen Landschaft auf einem Ast sitzend

In der Fachzeitschrift Nature beschreibt ein internationales Forschungsteam in einer wegweisenden Studie das 247 Millionen Jahre alte Reptil Mirasaura grauvogeli. Der Saurier aus der Triaszeit zeigt neuartige, komplexe Hautauswüchse, die auf den ersten Blick den Flugfedern von einigen Raubdinosauriern und Vögeln ähneln. Der Fund ist von herausragender Bedeutung für die Paläontologie. An den Untersuchungen war auch Dr. Christian Foth beteiligt, der seit Juni 2025 über Raubdinosaurier und den Ursprung der Vögel am Museum für Naturkunde Berlin forscht. 

Körperbedeckungen wie Haare und Federn spielen in der Evolution eine zentrale Rolle. Als komplexe Hautauswüchse ermöglichen sie Warmblütigkeit durch Isolation und erfüllen zugleich Funktionen wie Balz, Wahrnehmung, Abschreckung sowie – bei Vögeln – den Flug. Sie unterscheiden sich deutlich von den einfachen Schuppen der Reptilien. Solche komplexen Hautstrukturen waren bisher nur bei Säugetieren, Vögeln und ihren nächsten fossilen Verwandten – Dinosauriern und Flugsauriern – bekannt. 

Ein internationales Team unter der Leitung der Paläontologen Dr. Stephan Spiekman und Prof. Dr. Rainer Schoch vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart beschreibt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ ein frühes Reptil aus der Triaszeit namens Mirasaura grauvogeli. Der baumbewohnende Saurier besaß einen Rückenkamm mit bislang unbekannten, komplexen Hautauswüchsen, die als evolutionär sehr frühe Alternative zur Feder interpretiert werden. 

Dr. Christian Foth vom Museum für Naturkunde Berlin befasste sich hauptsächlich mit der morphologischen Interpretation der Hautanhänge von Mirasaura. „Da die Strukturen auf den ersten Blick einer Vogelfeder ähneln war es Teil meiner Aufgabe, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Strukturen herauszuarbeiten und im evolutiven Kontext zu interpretieren. So besitzen die Strukturen keinerlei Anzeichen einer Verzweigung - wie Federäste oder Federstrahlen - sondern bilden eine zusammenhängende flächige Struktur. Ähnlich wie Federn scheinen die Strukturen aber im Innern hohl zu sein“, so Foth. 

Auf Grundlage der phylogenetischen Position des Tieres an der Basis der Reptilien kann ausgeschlossen werden, dass diese Strukturen Federn oder Vorläufer von Federn sind. Diese Strukturen müssen sich unabhängig von Vögeln und Dinosauriern entwickelt haben. Die Anhänge zeigen, dass die Haut von Reptilien dazu befähigt ist, jenseits von Schuppen auch komplexere Strukturen auszubilden. 

Die Einzelstrukturen bilden zusammen einen Rückenkamm in der Schulterregion, der wahrscheinlich der optischen Kommunikation diente. Dafür sprechen auch die großen Augenöffnungen von Mirasaura. „Da wir die Strukturen auch bei einem Jungtier nachweisen konnten, können wir die Rolle der Anhänge aber nicht allein auf Balzverhalten oder ähnliches reduzieren. Die genauen Funktionen müssen weiter erforscht werden“, so Foth. 

Mirasaura hilft auch dabei, das Rätsel um Longisquama zu lösen – ein seltsames Reptil aus Kirgisistan, dass identische Anhänge besitzt und in der Vergangenheit als möglicher Vogelvorfahr gehandelt wurde. Durch den Vergleich mit Mirasaura ist nun geklärt, dass auch die Anhänge von Longisquama nicht mit Federn verwandt sind. 

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