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Smartphone und Energiewende

Wissenschaftler Ralf Thomas Schmitt in der Mineraliensammlung

Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Journal für Natur (Ausgabe 10/2024).

Wer glaubt, nichts mit Mineralen zu tun zu haben, der irrt gewaltig. Das Frühstück war auf dem Porzellanteller – hergestellt aus Quarz, Kaolinit und Feldspat. Die Fingernägel sind lackiert und schimmern dank der im Lack enthaltenen Glimmerminerale Muskovit und Lepidolith. Und dann der Griff zum Smartphone – welche Minerale zu dessen Herstellung notwendig sind, erfahren Sie in diesem Journal auf Seite 16! Alle diese Minerale sind auch in der Mineralien- und Gesteinssammlung des Museums für Naturkunde Berlin vorhanden. 

Die Sammlung wurde 1781 vom preußischen König Friedrich II. als Königliches Mineralienkabinett gegründet und umfasst derzeit etwa 280.000 Objekte. "Wir sind ein wichtiges Archiv und dokumentieren in unserer Sammlung Lagerstätten wie zum Beispiel Bergwerke, die heute überflutet und nicht mehr zugänglich sind", erklärt der wissenschaftliche Leiter der Sammlung, Ralf Thomas Schmitt. "Aus diesen Bergwerken können wir Probenmaterial zur Verfügung stellen, das wichtige Informationen liefert, um zu verstehen, wie Lagerstätten entstehen, und um damit auch neue Lagerstätten zu finden."

Aufgrund der steigenden Anzahl von Anfragen musste der Zugang zur Sammlung verbessert werden. Bereits im Jahr 1995 wurde eine Datenbank eingerichtet und eine Strategie zur Dateneingabe umgesetzt: Diejenigen Daten, die besonders wichtig oder besonders nachgefragt waren, wurden zuerst eingegeben. "Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Sammlungsdaten und Proben für Wissenschaftler:innen bereitzustellen, für Forschungsprojekte wie derzeit über Heinrich Martin Klaproth, der 1789 in Berlin das Uran entdeckte. Dazu ist das Originalstück Uraninit in unserer Sammlung", so Schmitt.

  • The mineral pyromorphite on a white background
  • Das Mineral Amethyst auf weißen Untergrund
  • Das Mineral Schwefel auf weißen Untergrund
  • Das Mineral Azurit Malachi auf weißen Untegrund

Bei der Datenbankerfassung gibt es allerdings viele Probleme: Historische Etiketten sind oft schwer oder gar nicht zu transkribieren, einige Fundstellen tragen durch territoriale Veränderungen heute andere Namen als zur Zeit des Fundes, die Herkunft weit entfernt gefundener Sammlungsobjekte ist mitunter schwer zu bestimmen, ebenso wie deren genaue mineralogische Klassifizierung. Auch wurden bis zum Ende des 20. Jahrhunderts keine systematischen Eingangskataloge geführt. Daher sind bis heute die Originaletiketten zu den Objekten die wichtigsten Informationsträger. Derzeit sind ca. 94 Prozent der Mineraliensammlung, ca. 85 Prozent der Petrographisch-lagerstättenkundlichen Sammlung und 100 Prozent der Meteoritensammlung in Sammlungsdatenbanken erfasst.

Für die Energiewende werden in der Zukunft vermehrt mineralische Rohstoffe benötigt, die abgebaut werden müssen. Daher wird die Mineralogie auch weiterhin ein spannendes Forschungsfeld bleiben. "Ein wichtiges Ziel für die Zukunft ist die Verknüpfung aller verfügbaren Daten zu jedem einzelnen Sammlungsobjekt. Diese Aufgabe ist zeitaufwendig, wird aber den wissenschaftlichen Wert der Sammlung deutlich erhöhen", freut sich Schmitt.