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Die Rückkehr des Spix-Aras

Das Museum für Naturkunde Berlin unterstützt die aktuelle Unterzeichnung des Vertrages zur Auswilderung von Spix-Aras in Brasilien durch die Association for the Conservation of Threatened Parrots e.V. (ACTP e.V.). Damit wird die seit Jahren bestehende Kooperation zwischen dem Museum und dem ACTP fortgeführt. Der ACTP überließ dem Museum bereits zwei für die Sammlung und Forschung wertvolle Spix-Ara-Bälge – die einzigen neuen Spix-Präparate in einem Museum weltweit.

Der in Brasilien im Freiland als ausgestorben geltende Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) wurde weltweit durch den Kinofilm „Rio“ bekannt, in dem „Blu“ die Hauptrolle spielt. Im Jahre 1990 wurde nur noch ein einzelner Spix-Ara in freier Wildbahn gesichtet, welcher aufgrund des Fehlens eines arteigenen Partners, gemeinsam mit einem Rotrückenara (Primolius maracana) lebte. Seit dem Jahre 2000 wird die Art von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „in freier Wildbahn ausgestorben“ gelistet.

Aber es gibt Hoffnung, denn weltweit existieren heute noch rund 200 Spix-Aras in menschlicher Obhut. Bereits 2012 etablierte die brasilianische Naturschutzbehörde (ICMBio) Institut für den Erhalt von Biodiversität, gemeinsam mit mehreren Partner-Organisationen den „Spix’s Macaw Action Plan“, mit dem Ziel, die Population des Spix-Aras in Menschenobhut durch Zucht zu erhöhen und zu koordinieren. Im Jahr 2016 startete dann ICMBio mit ACTP das „Spix Release Project“ und zwei Jahre später wurden dazu alle Spix-Bestände bei ACTP in Berlin zusammengeführt. Unter der Aufsicht eines Expertenteams gelang es eine signifikante Anzahl von Tieren zu züchten. Diese Nachzuchten bilden heute den Grundstock für das Auswilderungsvorhaben. So wurden 2020 über 50 Spix-Aras in die eigens von ACTP für die Wiederauswilderung gebaute Auswilderungsstation in Curaçá (Brasilien) verbracht.

Die Grundlage einer Wiederansiedlung ist das Vorhandensein eines geeigneten natürlichen Lebensraumes. Der Lebensraum des Spix-Aras, die Caatinga, wurde über Jahrzehnte durch Viehhaltung weitgehend zerstört. So wurde eine ehemalige Farm inmitten dieses wichtigen Lebensraumes gekauft, in dem die letzten Spix-Aras in freier Wildbahn lebten. Dieses Gebiet soll gemeinsam mit weiteren von der Regierung unter Schutz gestellten angrenzenden Gebieten als zukünftiges Schutzgebiet dem Spix-Ara als Lebensraum dienen. Die Wiederansiedlung des Spix-Aras ist Teil eines größeren Community-Programms in der 2018 zum Schutzgebiet erklärten Caatinga, wo Artenvielfalt und ökologische Landwirtschaft gefördert werden sollen. Rund 7.500 Schüler der dortigen Schulen werden über das Projekt unterrichtet und sollen so für das Thema Artenschutz sensibilisiert werden. Lokale Vereine im Bereich Umweltschutz und Sozialarbeit arbeiten hier Hand in Hand mit Gemeindevertretungen.

2017/18 zeigte das Museum für Naturkunde Berlin die Sonderausstellung „ARA“, die in Kooperation mit dem WWF Deutschland, der Association for the Conservation of Threatened Parrots e.V. (ACTP e.V.) und dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) entstand. ARA rückte eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit in den Fokus: Was bedeutet nachhaltiger Naturschutz und verantwortungsbewusstes Handeln in einer sich ständig wandelnden, globalisierten Welt? Die Ausstellung zeigte alle 19 bekannten Ara-Arten, darunter auch den Spix-Ara.

Die Vogelsammlung des Museums ist mit etwa 200.000 Objekten die größte in Deutschland und wird aufgrund ihres Artenreichtums und ihrer kulturhistorischen Bedeutung zu den wichtigsten ornithologischen Sammlungen weltweit gezählt. Die Sammlung wird von Forschenden aus der ganzen Welt genutzt und ist insbesondere durch ihre Vielfalt, aber auch ihren historischen Wert eine unersetzliche Ressource, um Antworten auf wichtige Fragen unserer Zeit zu finden.