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Spiel des Lebens

Ein Brettspiel liegt ausgebreitet auf einem Tisch vor dem Hintergrund der Skelette im Sauriersaal des Museums für Naturkunde Berlin

Projektzeitraum: Januar 2024

Es war ein so ungewöhnlicher, wie spektakulärer Anblick: Im Sauriersaal des Museums für Naturkunde hockten Ende Januar 2024 an beschienenen Tischen wie Lichtinsel im regen Gespräch Spielende, die der Einladung des Netzwerks Naturwissen gefolgt waren. 

Kein Platz frei, die Tische voll. Auf ihnen: Karten, Würfel, Figuren, über die sich Köpfe beugten. All diese Menschen waren gekommen zu einer theoretischen wie praktischen Auseinandersetzung mit den Fragen von Evolution und Darwin. Kaum einer schließlich, der Wissen über Natur so maßgeblich verändert hat. Einerseits. Anderseits zeichnet sich gerade in diesen Tagen ein Trend in der Brettspieleszene ab.

Dass nämlich evolutions-biologischen Themen sich einer besonderen Beliebtheit erfreuen. Christoph Willmes vom Projekt Boardgame Historian hat das in einem Eingangsvortrag im Sauriersaal auf den Punkt gebracht: Natur sei seit einiger Zeit ein Thema in Brettspielen, in der letzten Jahren lasse sich ein besonderes Augenmerk auf das Themenfeld Evolution und Darwin verzeichnen. In diesen Spielen stecke, so Willmes, das Potenzial der Vermittlung grundlegender wissenschaftlicher Konzepte und Theorien. 

Dass es hier nicht nur um die Thematisierung (aktueller) naturwissenschaftlicher Erkenntnisse geht, sondern sehr auch um gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzungen wird spätestens dann sonnenklar, wenn der Blick etwa auf Eingriffsmöglichkeiten in diese Evolution gelenkt ist. Wieviel natürlich? Wieviel künstlich? Wollen wir dann, was wir können? Welche Bewertungsmaßstäbe sind angemessen? Welche Entdeckungen können wir vor einem solchen Hintergrund machen in Bezug auf museale Sammlungspraxis? Es ist also nicht nur eine naturwissenschaftliche Frage, die sich mit Spielen erkunden lässt, sondern auch eine, die die Geistes-und Sozialwissenschaften interessiert: Was stecken in solchen Spielen eigentlich für Wissen? Welche Gewissheiten und Wahrheiten vermitteln sie? Lassen sich in den Geschichten, in die wir uns spielend begeben Werte ablesen? 

Ganz klar: Der Sauriersaal des Museums bietet für sie eine beeindruckende Kulisse. Ein solcher Abend ist aber dann weit mehr als ein nettes Serviceangebot. Warum? Weil er ausgehend von einem Thema Begegnungen ermöglichte. Vorher Unbekannte gerieten ins Gespräch über Artenvielfalt und Biodiviersitätsverlust. Darüber,wie unterschiedlich Zugänge etwa sind. Ob es sich lohnt, Spiele gezielt in der Wissensvermittlung einzusetzen? Dass diese Kontakte gerade momentan unendlich wichtig sind, zeigen die gesellschaftspolitischen Debatten allerorts.

 

Das Teilprojekt "Spiel des Lebens" entstand durch die Zusammenarbeit des Netzwerklers Dr. Martin Reich (BIOCOM AG), dem Netzwerk Naturwissen Team und in Kooperation mit dem Projekt Boardgame Historian.