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Besuch im sonst verschlossenen Vogelsaal

Smartphone-Führung lässt Vögel wieder zwitschern

Smartphone-Führung lässt Vögel wieder zwitschern

Könnten die etwa 11.000 Vogelpräparate im historischen Vogelsaal im Museum für Naturkunde Berlin wieder singen, es wäre wohl ein ohrenbetäubendes Spektakel aus Geschnatter, Pfeifen und Trällern. Dank einer neuentwickelten Smartphone-App können Besucherinnen und Besucher den Gesang und den Geräuschen von gut ein Dutzend Vögeln, darunter ein Kolibri, hören und gleichzeitig den Vogelsaal erkunden. Im Rahmen von 15 exklusiven Sonderführungen öffnet der Saal, der sonst als wissenschaftshistorische Sammlung geschlossen ist, seine Pforten.

Mit Hilfe einer speziell entwickelten App können Besucherinnen und Besucher den Saal selbständig entdecken. Ausgestattet mit einem Smartphone und Kopfhörern geht es durch die vielen Gänge, in denen historische Glasvitrinen voller Vogelpräparate stehen. An markierten Stationen können via App Informationen über die verschiedenen Vögel und Exponate abgerufen werden – und die Vogellaute zeigen einem den Weg. Außerdem erfahren die Hörerinnen und Hörer mehr über die ausgewählten Vögel. Wo lebt der Kolibri? Welcher Vogel ist ausgestorben? Wer waren die historischen Sammler der Tiere?

Den Zuhörerinnen und Zuhörern erschließt sich über die Aufnahmen zu Teilen aus dem Tierstimmenarchiv des Museums eine neue Vogelwelt inmitten des Museums. Viele der Vögel befinden sich seit weit über 100 Jahren in der Sammlung, manche sind älter als das Museumsgebäude selbst. Die Vogelsammlung ist für Forschende weltweit bedeutend. Sie nutzen die Objekte um taxonomische, evolutionäre oder ökologische Fragen mit ihrer Hilfe zu beantworten. Die Vogelsammlung ist mit etwa 200.000 Objekten die größte ihrer Art in Deutschland. Aufgrund ihres Artenreichtums gehört sie zu den bedeutendsten Vogelsammlungen weltweit.

Besuch im sonst verschlossenen Vogelsaal

„Die interaktiven Führungen sind Teil eines zukunftsweisenden Pilotprojekts, das neue Methoden der Wissensvermittlung untersucht“, sagt die Medienwissenschaftlerin Tina Schneider. „Mit Hilfe der entwickelten App möchten wir den Entdeckergeist der Besucherinnen und Besucher wecken. Wir schicken sie auf eine Reise, bei der sie aktiv und unter Einbezug mehrerer Sinne einzelne Vögel im Raum ausfindig machen. Die App fungiert dabei wie ein digitales Fenster in die Vergangenheit oder auch hinter die Kulissen verschiedener Bereiche des Museums.“

Die interaktiven Führungen werden ab Ende Oktober angeboten. Sie sind auf insgesamt 15 Führungen limitiert. Die Führungen finden in kleinen Gruppen bis maximal zehn Personen statt. Um eine Anmeldung auf der Veranstaltungsseite wird gebeten. Im Anschluss an die Führungen freuen sich Museumsmitarbeiterinnen und Museumsmitarbeiter über das Feedback der Gäste.

Ein Projekt des medialen Applikationslabors

Die angebotenen Führungen sind ein Projekt der Mediasphere For Nature, dem medialen Applikationslabor des Museums. Die Mediasphere For Nature erprobt neue Instrumente des Wissenstransfers und erkundet innovative Möglichkeiten, um die digitalen Medien des Museums einzusetzen. Begleitet wurde das Projekt von der Berliner Firma NEEEU Spaces GmbH. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ornithologischen Sammlung, des Tierstimmenarchivs und der historischen Arbeitsstelle des Museums trugen ebenso zum Projekt bei wie nationale und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter beispielsweise vom Muséum national d'Histoire Naturelle in Paris, der Massey University und Victoria University (Neuseeland) oder dem Naturkundemuseum Bamberg.

App-Entwicklung und Durchführung der interaktiven Vogelsaal-Sonderführungen finden im Rahmen des EFRE-geförderten Projektes „Naturkunde 365/24 - Multimediales Applikationslabor des Berliner Naturkundemuseums“ statt. Das Projekt „Naturkunde 365/24“ läuft bis Januar 2020 und wird mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie Mitteln des Landes Berlin finanziert.

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