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Questions from the Slimy! show | Glitzern & Denken

  • Schleimig | Glitzern & Denken © Marco Ruhlig
  • Schleimig | Glitzern & Denken © Falling Walls Foundation
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The Glitzern & Denken show with the theme Slimy! was dedicated to the tribe of molluscs in a musical, quirky and eloquent way. In the livestreams (recordings of the German and English show) in November 2020, the audience learned new and bizarre things about snails, mussels and squids. In the live chat, the audience could ask questions to Nora Lentge-Maaß, Katharina von Oheimb and Parm von Oheimb. In this article, they answer the questions (partly supplemented) that did not make it into the show due to time constraints. The entire Glitzern & Denken team would like to thank you for the exciting questions and your dedicated participation in our shows.

Haben Schnecken ein Nervensystem?
Nora: Schnecken haben ein Nervensystem. Es leitet sich vom Aufbau her vermutlich von einem Strickleiternervensystem ab, wie es bei den Anneliden (Ringelwürmern) zu finden ist. Weitere und tiefergehende Informationen gibt es hier.

Im Film Jurassic Park 2 haben sie das Gift der Kegelschnecke genutzt, um den T-Rex zu betäuben. Angeblich wirkt das Gift so schnell, dass das Opfer betäubt oder getötet ist, bevor der Nervreiz des Stichs das Gehirn erreicht hat. Stimmt das? Und wie giftig ist das Kegelschneckengift tatsächlich?
Katharina: Das Gift von Kegelschnecken ist eine Mischung verschiedener Toxine, die sich in ihrer Wirkung stark voneinander unterscheiden können. Auch je nach Kegelschnecken-Art variiert die Zusammensetzung und Stärke des Giftcocktails. Einige Arten haben ein so wirksames Gift, dass es auch für Menschen tödlich sein kann. Einzelne Giftkomponenten von Kegelschnecken finden auch in der Schmerztherapie Einsatz; sie unterbrechen die Signalübertragung der Nerven, sodass tatsächlich kein Schmerzreiz an das Gehirn weitergegeben wird. Auch wenn fraglich ist, wie genau Kegelschneckengifte auf einen Tyrannosaurus rex wirken würden, ist die Szene im Film also nicht ganz aus der Luft gegriffen.  

Kann man Wissen von beispielsweise Schnecken auf Kopffüßer einfach übertragen oder warum gruppiert man so unterschiedliche Tiere in eine gemeinsame Gruppe?
Parm: Erkenntnisse über bestimmte Weichtiere lassen sich in der Regel nicht einfach auf alle Vertreter der Gruppe übertragen. Allerdings besitzen alle Mollusken, trotz der zahlreichen Unterschiede in Körperbau und Lebensweise, eine Reihe gemeinsamer Merkmale, die auf ihren gemeinsamen evolutionären Ursprung zurückgehen. Daher werden die Weichtiere in der biologischen Systematik zu einem Stamm zusammengefasst.

Woraus besteht Schneckenschleim? Ist es nicht sehr aufwendig für die Schnecken dauerhaft Schleim zu produzieren?
Nora: Ja, das ist aufwendig, denn der Schleim beinhaltet Polysaccharide (Vielfachzucker) und Proteine (Eiweiße). Einen interessanten Artikel dazu gibt es hier.

Nach welchen Kriterien suchen Schnecken als Zwitter ihre Partner aus? In der Tierwelt versucht ja häufig das Männchen das Weibchen zu beeindrucken.
Parm: In der Regel wählt vor allem das Geschlecht den Partner, welches mehr in die Fortpflanzung investiert. Bei den meisten Tierarten ist das in der Tat das Weibchen. Viele Schneckenarten sind zwittrig. Bei gegenseitiger Befruchtung ist die Investition beider Partner ähnlich groß. Trotzdem sind Partnerwahl und Begattung bei Zwittern sehr komplex, denn auch wenn sie ein Interesse daran haben, die Eizellen eines Partners zu befruchten, können sie sehr wählerisch sein, wenn es darum geht, sich selbst befruchten zu lassen. Durch diesen Konflikt haben sich bei zwittrigen Schnecken diverse Partnerwahl- und Begattungsstrategien entwickelt. Manche Schnecken versuchen beispielsweise dem Partner bei der Paarung Substanzen zu injizieren, die dazu dienen können, dass die übertragenen Spermien bessere Vorrausetzungen haben, die Eizellen zu befruchten. Generell haben auch zwittrige Schnecken Paarungsrituale, die eine Rolle dabei spielen können, die Qualität eines Partners, wie zum Beispiel seinen Parasitenbefall oder Verwandtschaftsgrad, zu beurteilen.

Können Schnecken eigentlich auf irgendeine Art kommunizieren?
Katharina: Schnecken kommunizieren vor allem über Berührungen und chemische Substanzen miteinander. Bei der Partnersuche sind für Schnecken unter anderem Schleimspuren wichtig; so können Artgenossen identifiziert werden, sowie die Geschlechtszugehörigkeit und auf gewisse Weise auch die Qualität eines potentiellen Partners erkannt werden. Auch ist bekannt, dass bestimmte Schnecken bei Gefahr Substanzen abgeben können, die ihre Artgenossen in Alarmbereitschaft versetzen.

Gibt es Regionen auf der Erde, wo Schnecken gar nicht vertreten sind?
Parm: Schnecken bewohnen weltweit nahezu alle Lebensräume an Land, im Süß- und Brackwasser sowie im Meer. Nur in den Polargebieten, Hochgebirgen und extremen Wüsten lassen sich die Tiere nicht finden.

Wer bestimmt, welches Exemplar Para- oder Holotyp wird?
Nora: Das bestimmt der Beschreiber/die Beschreiberin der Art selbst. Man versucht hier ein Exemplar als Holotyp festzulegen, welches der Beschreibung der neuen Art am besten entspricht und so die neue Art auch gut repräsentieren kann. Das ist wichtig, denn im Laufe der Zeit wird immer wieder dieses eine wichtige Stück zum Vergleich herangezogen.

Gibt es einen Trend wie sich Schnecken mit der Zeit verändert haben? Der Mensch ist beispielsweise im Gegensatz zu früher evolutionär eher größer geworden.
Parm: Die Schnecken sind eine äußerst vielfältige Tiergruppe, bei der sehr unterschiedliche und zum Teil gegenläufige evolutionäre Trends festzustellen sind. Beispielsweise gibt es bei verschiedenen Schneckengruppen Trends zu bestimmten Schalenformen, während bei anderen Gruppen eine Tendenz zur Reduktion der Schale zu beobachten ist.

Haben Schnecken ein gutes Gedächtnis?
Katharina: Auch wenn das Nervensystem von Schnecken, im Vergleich zu Wirbeltieren, eher einfach aufgebaut ist, sind sie in der Lage zu lernen und ihr Verhalten aufgrund vorheriger Erfahrungen anzupassen. In Experimenten hat man beispielsweise herausgefunden, dass die wasserlebenden Spitzhornschnecken (Lymnaea stagnalis) erlernen können, einen unangenehmen Reiz durch eine Änderung ihres Verhaltens zu meiden. Auch den Geruch von Fressfeinden oder von Nahrung können Schnecken erlernen. Untersuchungen zeigen, dass die Tiere bestimmte Erinnerungen noch nach mehreren Wochen abrufen können.

Wie viele Muscheln wurden denn genutzt für einen Muschelseide-Handschuh? Können die Muscheln ohne die Byssus-Fäden weiterleben?
Nora: Aus einer Edlen Steckmuschel kann nur sehr wenig Muschelseide gewonnen werden. Für 1 kg Muschelseide werden ca. 4.000 Steckmuscheln benötigt. Die Muschel verwendet die Byssusfäden, um sich am Untergrund festzuhalten und nicht einfach mit der Strömung davon gewaschen zu werden. Theoretisch könnte die Muschel auch nach der Ernte der Fäden weiterleben. Jedoch kann es beim Ablösen zu einer Beschädigung der Byssusdrüse kommen, welche dann in der Folge tödlich sein kann. Des Weiteren ist die Edle Steckmuschel auch eine essbare Muschel und die Tiere wurden nach der Ernte der Muschelseide nicht unbedingt zurück in die Freiheit entlassen.

(Fragende Person ist 5 1/2 Jahre alt): Wie viele Quatschtiere gibt es denn?
Nora: Das ist eine wirklich tolle Frage, es gibt eine ganze Menge Quatschtiere! Bei den Mollusken sind es ca. 90.000 beschriebene Arten, aber noch mal mindestens genauso viele (oder sogar mehr?!?), welche noch nicht beschrieben wurden. Es gibt also noch ganz viele Quatschtiere zu entdecken; vielleicht möchtest Du uns dabei ja irgendwann auch helfen?

(Fragende Person ist 5 1/2 Jahre alt): Wie leben Wassertiere (Schnecken)? Wie können sie atmen?
Katharina: Wasserlebende Schneckenarten bewohnen unter anderem Flüsse, Seen, Tümpel, Küstenbereiche, den offenen Ozean und die Tiefsee. Ihre Anpassungen sind entsprechend vielfältig. Einige Arten kommen mit Austrocknung ihres Lebensraums zurecht, graben sich dann ein oder kriechen kurze Strecken an Land zu einem anderen Gewässer. Andere müssen mit starker Strömung zurechtkommen und pressen sich dazu flach an den Untergrund. Und wieder andere Arten lassen sich mit Meeresströmungen treiben und brauchen kein einziges Mal in ihrem Leben festen Untergrund zu berühren. Atmen müssen im Wasser lebende Schnecken jedoch alle; und das tun sie meist über Kiemen. Einige Arten besitzen jedoch Lungen. Zum Teil müssen sie regelmäßig zur Wasseroberfläche kriechen, um ihre Lungen mit Luft zu füllen.

(Fragende Person ist 7 Jahre alt): Wie viele schleimige Tierarten gibt es?
Nora: Eine sehr interessante Frage! Schleimige Tiere gibt es nicht nur unter den Mollusken, daher ist das auch sehr schwierig zu beantworten. Allein bei den Mollusken gehen die Schätzungen der tatsächlichen Artenzahl weit über das hinaus was bisher beschrieben wurde. Momentan sind etwa 90.000 Arten beschrieben, es wird aber davon ausgegangen, dass es ca. 200.000 Molluskenarten geben könnte. Damit sind die Mollusken der zweitgrößte Tierstamm nach den Gliederfüßern. Dazu müssten wir jetzt noch die schleimigen Arten der anderen Tierstämme rechnen… Es werden am Ende also ganz schön viele Arten sein.

Gibt es hinsichtlich invasiver Schneckenarten Unterschiede zwischen dem europäischen Festland und den britischen Inseln?
Parm: Viele nach Kontinentaleuropa eingeschleppte Schneckenarten sind auch auf den britischen Inseln zu finden. Eine Art, die nur in Großbritannien als eingeschleppt bekannt ist, ist beispielsweise die „Geister-Nacktschnecke“ Selenochlamys ysbryda.

Was benutzt man heutzutage statt Purpurschnecken? Oder werden die heutzutage noch genutzt für Pigmente?
Nora: Heutzutage verwendet man entweder chemische Färbemittel oder andere Naturfarbstoffe und Färbemethoden. Purpur ist noch heute der teuerste Farbstoff und wird wohl hauptsächlich noch zur Restauration historischer Purpurgewänder verwendet.

Gibt es einen Buch-Tipp für neu dazu gewonnene Mollusken-Fans, die gerne mehr über interessante Arten erfahren möchten?

  • Nora: Es gibt so viele wunderbare Bücher; hier meine Auswahl einiger interessanter und kurzweiliger Werke:
    Florian Werner – Schnecken (ISBN 978-3-95757-164-9)
    Elisabeth Tova Bailey – Das Geräusch einer Schnecke beim Essen (ISBN 978-3-492-30797-0)
    Susanne Wedlich – Das Buch vom Schleim (ISBN 978-3-95757-774-0)
  • Parm: Zur Bestimmung einheimischer Landschnecken kann ich das Buch "Die Landschnecken Deutschlands" von Vollrath Wiese empfehlen (ISBN 978-3-494-01686-3).
  • Katharina: Ich habe noch einen Tipp für eine Website. Auf der Internetplattform von Robert Nordsieck kann man sehr viel Informatives und Spannendes über Schnecken, Muscheln, Kopffüßer und andere Mollusken-Gruppen erfahren.

What about Nudibranchs? Are they gastropods?
Katharina: Yes, Nudibranchs are gastropods. These often very colourful and beautiful marine creatures belong to those gastropods that lost their shells during evolution.