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Monsterwespe in der Berliner Sammlung entdeckt

Monsterwespe in der Forschungssammlung des Museums für Naturkunde Berlin

Im Jahre 2011 entdeckte der Entomologe Prof. Dr. Michael Ohl, Herr über mehr als 400.000 Hautflügler, in "seiner" Sammlung am Museum für Naturkunde Berlin eine ihm unbekannte, pechschwarze Wespenart. Sie ist mehr als fünfmal größer als die Wespen an unserer heimischen Kuchentafel. Mit ihren gigantischen Kiefern und ihrer enormen Körpergröße sehen die Männchen dieser Art wie Kampfmaschinen aus.

Die Wespe stammt von der indonesischen Insel Sulawesi. Dort hatte die Wespenforscherin Prof. Lynn Kimsey von der University of California kurz vorher auch mehrere Exemplare gefangen. In Sammlungen wird nach Vergleichsmaterial gesucht und so finden beide Wespenfans zusammen. Schnell stellten die Forschenden fest, dass "ihre" Wespen zur selben Art gehören, die mit keiner schon bekannten Wespenart vergleichbar ist.

Die neue Wespe gehört zu den mit 10.000 bereits bekannten Arten sehr vielfältigen Grabwespen. Als Räuber, Beute und Bestäuber sind sie ein wichtiges Glied der Nahrungskette und im Ökosystem. Die Männchen der neuen Art von Sulawesi sind mit mehr als sechs Zentimeter Körperlänge weit größer als die meisten bekannten Wespen. Am ungewöhnlichsten sind aber ihre riesigen Kiefer, die sogar kräftiger und länger als die Vorderbeine sind. In Kombination mit der pechschwarzen Färbung dieser Wespe macht sie zu einer beunruhigenden Erscheinung.

Monsterwespe Vergleich @ Michael Ohl_MfN

Die beiden Wespenforschenden beschreiben die neue Art gemeinsam und da die Wespe so ungewöhnlich ist, wird es sogar eine neue Gattungsbeschreibung: Megalara garuda. Garuda ist das Nationalsymbol Indonesiens, das einen geflügelten Kämpfer darstellt. Mittlerweile erfuhr die neue Wespenart unter dem inoffiziellen Namen "Monsterwespe" große Popularität in den Medien. Die wissenschaftliche "Taufe" ist aber erst vollzogen, wenn der neue Name und die Beschreibung der Art wissenschaftlich veröffentlicht werden. Dies geschieht ein Jahr später, also 2012, in der Fachzeitschrift Zookeys.

Weltweit warten Millionen noch unentdeckter Tier- und Pflanzenarten sowie Mikroorganismen auf ihre wissenschaftliche Entdeckung und Beschreibung. Megalara garuda ist ein spektakuläres Puzzleteil. Ihre Entdeckung unterstreicht auf das Eindrucksvollste die Bedeutung wissenschaftlicher Forschungssammlungen.

Michael Ohl: Expeditionen zu den Ersten ihrer Art, DTV, ISBN: 978-3-423-29043-2, 304 Seiten

Dieser Text ist Teil der Aktion "Vielfalt erhalten!" zum Weltnaturgipfel 2022 in Montreal.

Text: Dr. Gesine Steiner
Fotos: Carola Radke