Ein neuer Audioguide, der über die Webseite des Berliner Naturkundemuseums allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht, stellt die queergeschichtliche Sicht auf Natur und Wissenschaft in den Vordergrund. Wie wird Natur sexualisiert? Was hat Kolonialismus mit Botanik und Geschlecht bei Pflanzen zu tun? Wie finden Wissenschaftler:innen das Geschlecht bei einem Saurier heraus? Wie machen Oktopusse und Pinguine die Sexualmoral unserer Gesellschaft sichtbar? Welches und wessen Wissen wird im Naturkundemuseum (re)präsentiert - und was bleibt verborgen? Diese und mehr Themen werden an verschiedenen Objekten in der Ausstellung thematisiert.
Der neue Audioguide über die queergeschichtliche Sicht auf Natur und Wissenschaft ist nicht nur für Menschen interessant, die sich mit diesem Thema verbunden fühlen, sondern auch für alle, die biologisch interessiert sind. Der Guide führt die interessierten zu acht Stationen in der Ausstellung:
- Sexualität: Oktopoden und Pinguine: An der Biodiversitätswand versteckt sich ein kleiner Oktopus der eine Leerstelle in Sachen Diversität im Museum füllt. Es geht um das Thema Sexualität, das in der Ausstellung bisher nicht in seiner tatsächlichen Vielfalt vorkam.
- Botanik: Linnaeus: Der Ausstellungssaal „Evolution in Aktion“ widmet sich unter anderem der Entdeckung und Benennung der Natur. Im Audioguide wird der Kontext dieser Praxis in Bezug zur Kolonialgeschichte und der Sexualisierung von Pflanzen gesetzt.
- Mutation: Ebenfalls in diesem Saal veranschaulichen fünf Gläser mit konservierten Tierföten das Thema Mutation. Der dazugehörige Text handelt von Trisomien, Down-Syndrom und dem Klinefelter-Syndrom. Hier wird das Thema Umgang mit Intergeschlechtlichkeit und Behinderung aufgegriffen.
- Geschlechtsbestimmung: Wie lässt sich herausfinden, welches Geschlecht ein bereits ausgestorbener Dinosaurier hatte? Am Beispiel des Tyrannosaurus rex Tristan Otto wird das Thema Ambivalenzen der Geschlechtsbestimmung bei Tieren und den gesellschaftlichen Verhältnissen, die diese prägen, erörtert.
- Nass-Sammlung: Hier erfahren die Hörer:innen etwas über Charlotte, den Stachelrochen, und ihre wundersame Empfängnis und Parthenogenese.
- Die Queerness von Bären: Die Dermoplastik von Eisbär Knut ist eines der Hightlights der Präparationskunst in der Ausstellung. An dieser Station wird über die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt unter Eisbären und weiteren Bärenarten gesprochen sowie ihrer Symbolkraft in indigenen und queeren Communities.
- Familien: Flusspferde Die ausgestellte Flusspferdfamilie zeigt zwei Eltern und ein Kalb. Das einzige Problem: Flusspferde leben überhaupt nicht so zusammen. Flusspferde sind Einzelgänger, auch wenn man sie oft in Gruppen sieht. An dieser Station werden die verschiedenen Formen des Zusammenlebens aufgegriffen.
- Die Fluidität von Geschlecht: Papageifische: Für Gelbe Papageifische ist es normal, über den Verlauf ihres Lebens hinweg in verschiedenen Geschlechtern zu leben. Das farbenfrohe Korallenriff in der Ausstellung ist der Ort, an dem Transitionen keine Merkwürdigkeit, sondern ganz normaler Teil des täglichen Lebens sind.
Ab sofort steht der Audioguide über die Webseite (link) des Museums allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.