Ob im Dschungel, in der Wüste oder in der arktischen Tundra – für ihre Entdeckungen sind Forschende oft in abgelegenen, schwer zugänglichen Gebieten unterwegs. Wenn dann ein Notfall eintritt, sind sie meist völlig auf sich allein gestellt, weit entfernt von Zivilisation und medizinischer Hilfe. Was tun bei einem Skorpionstich oder einem Knochenbruch in der Wildnis? Für solche oder ähnliche Szenarien trainieren Forschende des Museums für Naturkunde Berlin aktuell in einem speziellen Outdoor-Erste-Hilfe-Kurs.
Das dreitägige Intensivtraining bereitet die Teilnehmenden gezielt auf Notfälle in unwirtlichen Umgebungen vor, in denen medizinische Hilfe nur schwer oder verzögert erreichbar ist. In realitätsnahen Outdoor-Szenarien lernen sie lebensrettende Fähigkeiten: von der erweiterten Wundversorgung, über Rettungs- und Transporttechniken bis hin zu Methoden, um in chaotischen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren. Natürlich hoffen alle Teilnehmenden, dass sie das Gelernte niemals anwenden müssen. „Aber gerade bei Ausgrabungen ist das Risiko für Verletzungen immer gegeben. Bisher ist nebst kleinen Blessuren zum Glück noch nie etwas gravierendes passiert, aber das hätte auch teilweise ganz anders aussehen können“, berichtet Lehrgangsteilnehmerin und Paläontologin Aurore Canoville, die am Museum für Naturkunde an der Evolution und Anpassung von Wirbeltieren, vor allem im Hinblick auf die Entwicklung und das Gewebe fossiler Knochenstrukturen, forscht.
„In drei Tagen machen wir keine Sanitäter aus den Teilnehmern, aber wir geben Ihnen die Handlungssicherheit die sie benötigen, um in Ausnahmesituationen zu funktionieren und lebensrettende Sofortmaßnahmen zu ergreifen“ sagt Lehrgangsleiter Christian Gatniejewski, der Johanniter-Unfall-Hilfe in Dessau. „In vielen Regionen der Welt ist schnelle Hilfe nicht selbstverständlich – unser Training vermittelt genau das Know-how, das in solchen Momenten überlebenswichtig ist, “ ergänzt der Rettungsspezialist, der seit Jahren Forschende verschiedenster Forschungseinrichtungen auf Extremsituationen vorbereitet.
Das Ausbilderteam der „Wildnis- u. Expeditionsmedizin“ besteht aus erfahrenen Notfallsanitätern und Ärzten mit langjähriger Erfahrung in der humanitären, sowie Not- und Katastrophenhilfe in Auslandseinsätzen. Diese speziell ausgebildeten Dozenten vereinen medizinische Expertise und intensive wildnis -, sowie notfall - und krisenmedizinische Erfahrung. Ihre Seminare richten sich vorzugsweise an Forschungseinrichtungen wie eben auch das Berliner Museum für Naturkunde und werden international gebucht.
Für den Ernstfall vorbereitet zu sein, gibt den Teilnehmenden die Sicherheit und das Vertrauen, ihre Forschung mutig voranzutreiben – auch in den entlegensten Winkeln der Welt.