Wilhelm von Blandowski (1822-1878) war gelernter Bergbauingeneur und Zoologe. 1849 reiste er für geologische Untersuchungen und die Erforschung der Flora und Fauna nach Australien. Das Archiv am Museum für Naturkunde Berlin bewahrt einen Teil seiner Zeichnungen und Feldnotizen auf, die in den letzten drei Jahren neu erschlossen und digitalisiert wurden.
Forschung im kolonialisierten Australien
Mit dem Ziel einer natur- und pflanzenkundlichen Erforschung sowie geografischer Beschreibungen des Landes bereiste Blandowski Adelaide, Melbourne und die australische Ostküste, dort unter anderem Sydney und Cape York. Seine bekannteste Expedition galt der Erforschung des Zusammenflusses des Murray und des Darling Rivers ab 1856. Er studierte und sammelte eine Vielzahl an Lebewesen für das damalige National Museum of Victoria in Melbourne und kehrte von der Expedition mit rund 17.400 Exemplaren zurück.
Blandowskis Forschungsarbeit war geprägt von einer engen Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung Australiens. Deren vielfältige Beiträge zu seinen Forschungsergebnissen spiegeln sich auch in den von ihm vergebenen Namen für die dokumentierten Lebewesen wider. Darüber hinaus äußerte sich Blandowski mehrfach kritisch gegenüber kolonialen Vorhaben und war einer von wenigen Forschern dieser Zeit, die explizit den essenziellen Beitrag indigener Helfer:innen betonten. Dennoch muss man darauf hinweisen, dass seine Arbeit im Kontext kolonialer Siedlungspraktiken entstand.
Im Jahr 1859 kehrte Blandowski nach Deutschland zurück. Dort widmete er sich dem Niederschreiben und Lehren seiner australischen Forschungsergebnisse. 1862 stellte er zudem das Werk Australien in 142 photographischen Abbildungen zusammen, konnte es jedoch nie publizieren. Nach ihm benannt wurden die Fischgattungen Blandowskius sowie Blandowskiella, basierend auf seinem Forschungsschwerpunkt der Fischarten Australiens.
Offene Bildsammlung im Archiv und im Datenportal
Die Bildsammlung Blandowski in der Historischen Bild- und Schriftgutsammlung Berlin im Archiv des Museums umfasst über 300 Zeichnungen und Drucke von Fischen, Vögeln, Säugetieren, Amphibien, Reptilien, Insekten und marinen Wirbellosen. Ein Großteil der Zeichnungen stammt von Blandowski selbst, andere wurden von Gerard Krefft, Gustav Mützel, Arthur Bartholomew und der Druckerei James Redaway & Sons angefertigt.
Im Datenportal des Museums für Naturkunde ist nun ein Teil des Bestandes an Zeichnungen und Drucken veröffentlicht, der im Rahmen der Sammlungserschließung digitalisiert wurde und der explizit kein indigenes Wissen enthält. Aktuell wird im Austausch mit australischen Partner:innen und Gremien geprüft, ob auch Zeichnungen mit indigenem Wissen veröffentlicht werden können.
Das Museum für Naturkunde Berlin begrüßt den Austausch, um die im Datenportal gefundenen Informationen zu bestätigen, zu kommentieren oder zu klären und ist bestrebt, mit Expert:innen und Interessierten weltweit zusammenzuarbeiten, um ein besseres Verständnis der Bestände als globale Wissensressource zu fördern.