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Berlin sammelt kosmischen Staub

Fund unter dem Stereomikroskop: Ein Mikrometeorit in einer Probe Berliner Dachsediments. Foto: Thilo Hasse

Mikrometeorite: Der kosmische Schatz Berliner Dächer

Weltweit rieseln jeden Tag mehrere Tonnen kosmischen Staubs auf die Erdoberfläche. Das sind Reste vergangener Kollisionen von Himmelskörpern im Asteroidengürtel und Partikel, die Kometen bei ihrer Annäherung an die Sonne entrissen wurden.

Gesucht und gefunden werden die außerirdischen Staubkörner vor allem auf Flächen mit wenig Bewuchs und Erosion, wo sie, einmal gelandet, lange Zeit sammelbar bleiben: etwa auf Eisflächen in der Antarktis oder dem Meeresboden. Nun wollen Forschende vom Museum für Naturkunde Berlin und der Freien Universität Berlin eine neue Quelle des wissenschaftlich sehr wertvollen Materials erschließen. Dabei zählen sie auf tatkräftige Unterstützung von Berliner Bürgerinnen und Bürgern.

Kosmische Krümel

"Wir möchten Mikrometeorite, das sind Partikel unter einem Millimeter Größe, von Berliner Dächern sammeln", sagt Projektleiter Lutz Hecht. Die Idee hat ihre Ergiebigkeit bei Tests in Berlin schon bewiesen: Auf rund 5.000 Quadratmetern Dachfläche wurden 63 Mikrometeorite aus vielen Kilogramm Staub gewonnen. Die Forschenden identifizieren nun weitere Dächer, die aufgrund ihrer Lage und Beschaffenheit gute Fundstellen sein könnten.

An den ausgesuchten Orten wird das Material zusammengefegt und im nächsten Schritt werden die Partikel von 0,1 bis 0,8 Millimeter Größe herausgesiebt. Aus diesen werden magnetisch reagierende Partikel herausgelesen. Die Ausbeute wird gewaschen, leichte Partikel verworfen und anschließend das getrocknete verbleibende Material unter dem Mikroskop untersucht. "Bei diesem sehr aufwändigen Arbeitsschritt kommt es auf die Mithilfe von Freiwilligen an, die die interessanten Objekte herauspicken", sagt Hecht.

Ob es sich dabei tatsächlich um Mikrometeorite handelt, kann mit einem Elektronenmikroskop überprüft werden. Das Museum ist mit seinem Geochemischen und Mikroanalytischen Laborkomplex entsprechend ausgestattet.

Wissenschaft zum Mitmachen

Wissenschaftlich verspricht die Analyse der Mikrometeoriten neue Erkenntnisse über den Eintrag kosmischen Materials auf die Erde. Die Forschenden möchten zudem untersuchen, ob sich heutige Mikrometeorite in ihrer Menge und ihren Ausprägungen von erdgeschichtlich älteren unterscheiden.

Zunächst sollen auf den Dächern vorhandene Ablagerungen untersucht werden. "In Zukunft wollen wir mit speziellen Auffangmechanismen prüfen, ob sich die in Monats- oder Jahresabständen gesammelten Mikrometeoriten unterscheiden", sagt Hecht.

Das Citizen-Science-Projekt bezieht Bürger:innen bei der Probennahme, der Aufbereitung des Materials und auch der Auswertung in den Forschungsprozess ein. An die aus dem Innovationsfonds des Museums für Naturkunde geförderte Pilotphase soll sich ein längerfristig gefördertes Projekt in Kooperation mit der FU Berlin, der TU Berlin und der Vrije Universiteit Brussel anschließen.

Kooperationspartner

Laufzeit

01.06.2019 – 31.01.2020