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Forschungscluster: SoundEvolution

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Klang des Anthropozän

Im Anthropozän – einem Zeitalter, in dem insbesondere der Mensch die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde beeinflusst – verändern sich Ökosysteme weltweit mit großer Geschwindigkeit. Lebensraumverlust, Klimawandel, invasive Arten und sich ausbreitende Krankheiten sind für viele Organismen ernst zu nehmende Probleme, die schnelle Anpassungen und Verhaltensänderungen erfordern. Durch eine sorgfältige Dokumentation von bereits aufgetretenen adaptiven Änderungen kann modelliert werden, wie resilient Arten gegenüber zukünftigen anthropogenen Einflüssen sein werden.

Diese Einschätzungen sind essentiell wichtig für die Erhaltung der Biodiversität auf unseren Planeten. Hierfür benötigt man ethologische Datensätze, die nicht nur das Verhalten einzelner Arten über lange Zeiträume hinweg dokumentieren, sondern auch innerartliche Variabilität in großer geographischer Breite abbilden. Ethologisch bietet sich der Fokus auf bioakustische und bioelektrische Signale an, da sie zuverlässig in spezifischen Verhaltenskontexten auftreten, standardisiert aufgenommen und digital gespeichert werden können. Somit ist bioakustisches und bioelektrisches Monitoring ein sehr gut geeignetes Werkzeug, um schnelle Verhaltensänderungen effizient zu erfassen und zu charakterisieren.

SoundEvolution will die bestehende bioakustischen Sammlungsbestände des Museums für Naturkunde Berlin durch den Einsatz akustischer Mustererkennungsalgorithmen vollständig erschließen und durch die Akquise von neuen Datensätzen strategisch erweitern. Ziel ist es, eine KI-gestützte bioakustische Forschungssammlung zu etablieren, die adaptive Verhaltensänderungen von Tieren dokumentiert und Daten für Modellierung von zukünftigen Resilienzen generieren kann. Vögel, Fledermäuse, Amphibien und Heuschrecken sind Taxa, die aufgrund ihrer aktuellen Gefährdung und der Forschungsausrichtung am Museum für Naturkunde besonders im Fokus stehen sollen.

In ähnlicher Weise trifft dies für die Fischfauna südamerikanischer Stromsysteme zu. Daher sollen Zitteraale als prominente Repräsentanten der artenreichen, aber kryptischen Messerfische untersucht werden, die nicht bioakustisch, sondern mit Hilfe von gepulsten elektrischen Entladungen kommunizieren. Perspektivisch soll eine Datenbank der artcharakteristischen elektrischen Entladungen von neo- und palaeotropischen Fischarten aufgebaut werden. Langfristig will SoundEvolution nicht nur die Kommunikationssignale von Tieren, sondern auch die Geräuschkulissen ihrer Habitate kontinuierlich in die Sammlung des Museums für Naturkunde integrieren, um sie für aktuelle Forschungszwecke zu nutzen und für zukünftige Generationen zu erhalten.