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Neue Bewohner zwischen alten Gräbern

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Kantige Laubschnecke auf einem Grabstein
Pressemitteilung,

Erforschen bringt Entdecken! Mit ihrem oftmals alten Baumbestand, den efeubewachsenen Grabmalen und einem kleinflächigen Mosaik unterschiedlicher Lebensräume können Friedhöfe für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten wichtige Rückzugsorte in der Stadt darstellen. Aber auch zahlreiche nicht einheimische Arten fühlen sich auf Friedhöfen wohl: Im Rahmen des Projekts "Leben zwischen Gräbern" haben Forschende des Museums für Naturkunde Berlin nun erstmals Vorkommen der Kantigen Laubschnecke auf Berliner Friedhöfen nachweisen können.

Die ursprünglich von der italienischen Halbinsel stammende Kantige Laubschnecke (Hygromia cinctella) breitet sich seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland aus. In Berlin und Brandenburg war ihr Auftreten bislang jedoch nicht bekannt. In einer Studie, die nun in der Fachzeitschrift Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft veröffentlicht wurde, haben Forschende das Vorkommen der Art auf Berliner Friedhöfen dokumentiert. Zudem legten sie dar, dass Friedhöfe bei der Verbreitung und Etablierung der Kantigen Laubschnecke abseits ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets eine wichtige Rolle gespielt haben könnten.

Auf zwei der 2022 im Rahmen der Studie untersuchten Berliner Friedhöfe konnten bereits fest etablierte Populationen der Art nachgewiesen werden. Zu erkennen ist die Kantige Laubschnecke an der ausgeprägten, häufig weiß gebänderten Kante des etwa einen Zentimeter breiten Gehäuses. Die Schnecken waren auf den Friedhöfen regelmäßig an der Vegetation, im Laub und an Grabsteinen anzutreffen. Hinweise auf Fressfeinde, die den Neuankömmlingen erfolgreich nachstellen, boten die vielen leeren Gehäuse mit für Nagetiere und räuberische Käfer charakteristischen Fraßspuren.

Die Forschenden werteten zudem Daten von Citizen-Science-Plattformen aus, auf denen Freiwillige Fotos von Arten, die sie beobachtet haben, veröffentlichen können. Anhand dieser Daten konnten sie nachvollziehen, dass die Kantige Laubschnecke bereits mindestens seit 2019 in Berlin vorkommt. Wahrscheinlich wurde die Art durch den Menschen eingeschleppt, möglicherweise mit Pflanzen oder Erde. Es ist anzunehmen, dass sie in naher Zukunft in weiteren Lebensräumen in und um Berlin Fuß fassen wird.

Die über 200 Friedhöfe in Berlin umfassen eine Gesamtfläche von mehr als 1.000 Hektar. Friedhöfe können in der Stadt Lebensrauminseln und wichtige Refugien für die Artenvielfalt darstellen. Im Vergleich zu Parks und anderen urbanen Grünflächen zeichnen sie sich durch eine generell geringere Störungshäufigkeit, eine vergleichsweise hohe Habitatstabilität sowie das Vorhandensein vieler künstlicher Felslebensräume in Form von Grabmalen und Mauern aus.

Publikation

Oheimb, K.C.M. von; Hackenberg, E. & Oheimb, P.V. von (2023): New immigrants among old graves: records of the non-native land snail species Hygromia cinctella (Draparnaud 1801) from urban cemeteries in Berlin (Stylommatophora: Hygromiidae). Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 108, 1-8.

Pressebilder

Kantige Laubschnecke auf einem Grabstein

Kantige Laubschnecke auf einem Grabstein (c) Katharina C. M. von Oheimb
Kantige Laubschnecke auf einem Grabstein (c) Katharina C. M. von Oheimb

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