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Wollhaarmammut aus Neukölln

Unterkieferknochen eines Wollhaarmammuts

Auch wenn Mammute bereits vor einigen Tausend Jahren ausstarben, haben wir eine ganz konkrete Vorstellung dieser Tiere. Ähnlich populär wie Wale oder Dinosaurier, kann jedes Kind ein Mammut beschreiben oder auf einer Abbildung richtig erkennen. Dies liegt jedoch nicht nur an der Verwandtschaft zu den heute noch lebenden Elefanten und den damit einhergehenden Ähnlichkeiten. Wir kennen Mammute auch deshalb so gut, weil Mensch und Mammut einen Teil ihrer Geschichte parallel existierten.

Menschen haben Mammute nachweislich gejagt, haben ihr Fleisch gegessen, Fell und Knochen verwendet. Und so lassen sich neben anderen archäologischen Funden auch Höhlenzeichnungen und figürliche Darstellungen dieser Tiere finden. Angefertigt von Menschen, die viele Tausend Jahre vor uns gelebt haben.

Doch von diesen Tieren ist noch mehr überliefert. Der Fund des Unterkiefers eines Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius) stammt aus dem Rixdorfer Horizont, einer Kiesschicht im heutigen Neukölln, in der viele Fossilfunde gemacht wurden. In der Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin befinden sich zahlreiche ähnliche Funde, darunter auch Stoßzähne und weitere Skelettteile.

Anders als bei Dinosauriern sind diese Knochen aber nicht komplett fossilisiert, sie verändern sich somit noch. Deshalb muss der (abgebildete) Unterkiefer auch kontrolliert, kühl und trocken in der Forschungssammlung des Museums aufbewahrt werden und kann nicht ausgestellt werden.

Warum sind Mammute ausgestorben? Wir haben sie rücksichtslos gejagt – und nicht berücksichtigt, dass die Tiere mehrere Jahre brauchen, um geschlechtsreif zu werden. Zum anderen änderte sich das Klima am Ende des Pleistozäns, also vor circa 11.650 Jahren, wodurch es im Verbreitungsgebiet der Tiere zunehmend wärmer und feuchter wurde. Dadurch veränderte sich auch die Vegetation und somit das Angebot an Pflanzen, von denen die Tiere sich ernährten.

Fossile Überreste sind eine unerschöpfliche Quelle des Wissens. In den Permafrostböden in Sibirien und Nordamerika überdauerten neben Knochen auch Gewebe, Haut und Fell die Jahrtausende. Somit konnte sogar das Erbgut der ausgestorbenen Tierart isoliert und analysiert werden. Das überraschende Ergebnis: der Asiatische Elefant ist näher mit dem Wollhaarmammut verwandt als mit dem Afrikanischen Elefanten.

Dieser Text ist Teil der Aktion "Vielfalt erhalten!" zum Weltnaturgipfel 2022 in Montreal.

Text: Mathias Zilch, Dr. Gesine Steiner
Foto: Hwa Ja Götz