Direkt zum Inhalt

Ein Minigräber unter den Ursauriern

Anmeldung zum Presseverteiler

Bitte beachten Sie, dass nur Personen, die sich über unser Anmeldeformular eintragen, Pressemitteilungen von uns erhalten.

Das Fossil Bromerpeton subcolossus
Pressemitteilung,

Forschende des Museums für Naturkunde in Berlin und aus den USA beschreiben ein neues Fossil aus der berühmten Fossilfundstelle Bromacker im UNESCO-Geopark Thüringen. Der nur kugelschreibergroße Vierfüßer grub sich geschickt vor 290 Millionen Jahren durch die Urzeit. Bromerpeton subcolossus, der zur rätselhaften Gruppe der Recumbirostra gehört, liefert damit einen neuen Puzzlestein zum Verständnis der Paläoökologie des Bromacker-Ökosystems und der Evolution der frühen Landwirbeltiere. Die Ergebnisse sind in Scientific Reports veröffentlicht.

Der Bromacker im UNESCO-Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen in Mitteldeutschland ist ein einzigartiges fossil überliefertes Ökosystem im Binnenland des Superkontinentes Pangäa und ein Schaufenster in die Zeit vor etwa 290 Millionen Jahren. Viele fossile Überreste vierfüßiger Ursauriern (Tetrapoden) wurden in den letzten 50 Jahren ausgegraben, deren Untersuchung mit modernsten Methoden seit einigen Jahren Gegenstand eines laufenden Forschungsprojekts ist. "Das BROMACKER-Projekt ist ein Paradebeispiel für ein innovatives und interdisziplinäres Forschungs- und Wissenschaftskommunikations-Programm, das auf einer mehrere Jahrzehnte dauernden internationalen Zusammenarbeit aufbaut", so Projektleiter Prof. Jörg Fröbisch vom Museum für Naturkunde Berlin.

Die neue Studie des Teams vom Museum für Naturkunde Berlin sowie nationalen und internationalen Partnern beschreibt nun eine neue Art von kleinwüchsigen frühen Tetrapoden von dieser Fundstelle: Bromerpeton subcolossus.

Die Geschichte der Neubeschreibung begann mit der Untersuchung noch unbeschriebener Fossilien, die in den Sammlungen der Friedenstein Stiftung Gotha aufbewahrt werden. Eines dieser Exemplare, das im Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh präpariert wurde, wurde schon früh als besonders interessant eingestuft, da es keiner der anderen vom Bromacker bekannten Arten ähnelte, wie Erstautor Dr. Mark MacDougall betont. Dieses Tier war sehr klein, sein Schädel nur 2 cm lang und damit war der Ursaurier etwa so groß wie ein Kugelschreiber. Trotz seiner geringen Größe besaß es jedoch robuste Gliedmaßen, die es ihm wahrscheinlich ermöglichten, sich durch den Boden zu graben. Sowohl Merkmale des Schädels als auch der robusten Vordergliedmaßen, wie die breite Form der Hand und die spitzen Krallen, deuten darauf hin, dass Bromerpeton sich geschickt durch die Urzeit gegraben hat.

Das Team untersuchte Bromerpeton mit Hilfe traditioneller paläontologischer Techniken in Kombination mit moderner Computertomographie (CT). Dabei kam eine außergewöhnlich gut erhaltene rechte Vordergliedmaße zum Vorschein, die fünf Finger aufweist – ein unübliches Merkmal bei den Recumbirostra, die sonst nur vier oder drei Finger an der Hand haben. "Das Vorhandensein von fünf Fingern bei Bromerpeton ist interessant, da dies darauf hindeutet, dass die Anzahl der Finger bei den Recumbirostra ursprünglich fünf betrug und erst später im Laufe der Evolution auf vier oder drei reduziert wurde", sagt Prof. Jörg Fröbisch, Spezialist für fossile Wirbeltiere am Museum für Naturkunde Berlin.

"Der Bromacker ist berühmt für einige besonders gut erhaltene größere Tetrapoden, wie die Diadectiden, eine Gruppe von kräftig gebauten, pflanzenfressenden Ursauriern; oder das Tambacher Liebespaar – zwei Individuen des Amphibs Seymouria sanjuanensis. Kleinere und nicht so gut erhaltene Exemplare können jedoch leicht übersehen werden, obwohl sie sehr wichtige Bestandteile des Ökosystems sind", so Paläontologe Dr. Mark MacDougall. "Bromerpeton mag klein sein, liefert aber jede Menge neue Informationen über die Evolution und Ökologie der frühen Tetrapoden und insbesondere der Recumbirostra, eine Gruppe die in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Unsere Entdeckung trägt außerdem dazu bei, die Vielfalt des unterpermischen Bromacker-Ökosystems zu verstehen."

Publikation: MacDougall, M.J., Jannel, A., Henrici, A.C., Berman, D.S., Sumida, S.S., Martens, T., Fröbisch, N.B., and Fröbsich, J. 2024. A new recumbirostran ‘microsaur’ from the lower Permian Bromacker locality, Thuringia, Germany, and its fossorial adaptations. Scientific Reports.
 

Pressebilder

Das Fossil Bromerpeton subcolossus (c) Carola Radke, Museum für Naturkunde Berlin

Schlagworte