Forscher des Museums für Naturkunde Berlin und des Naturhistorischen Museums Genf überprüften, ob Baumfrösche aus West- bzw. Zentralafrika verschiedenen Arten angehören oder artgleich sind, wie auf Grund äußerlicher Ähnlichkeiten bis dahin angenommen. Die Berliner Forscher verglichen die genetischen und akustischen Merkmale der Frösche und stellten fest, dass es sich doch um verschiedene Arten handelt. Um anderen Forschern die Überprüfung ihrer Ergebnisse zu erleichtern, wurden nicht nur die genetischen, sondern auch die akustischen Daten öffentlich zugänglich gemacht und können nun aus der Datenbank des Tierstimmenarchivs des Museums für Naturkunde Berlin heruntergeladen werden.
Arten sind die Basis für alle wichtigen biologischen Fragestellungen. Damit sind sie nicht nur für Taxonomen interessant, sondern auch die Bezugsgröße für Physiologen, Ökologen oder Naturschützer. Es ist deshalb von zentraler Bedeutung entscheiden zu können, ob Tiere zweier Populationen einer Art angehören oder zwei verschiedenen Arten zugerechnet werden müssen. Dies wird an einem Beispiel deutlich, dem sich in einer aktuellen Publikation Berliner und Genfer Zoologen gewidmet haben. Von einem Kollegen waren Baumfrösche aus West- und Zentralafrika, die bisher als vier Arten betrachtet wurden, zu zwei Arten zusammengefasst worden, die jeweils in West- und Zentralafrika vorkommen sollten. Dies stand allerdings im Wiederspruch zu bekannten Fakten der Zoogeographie, nach denen Waldfrösche entweder in West- oder in Zentralafrika leben, so gut wie nie aber in beiden Regionen gleichzeitig nachgewiesen werden können. Die Klärung dieser Frage ist wichtig um zum Beispiel zu verstehen, wie sich die Landschaft Afrikas in diesen Regionen über Jahrmillionen entwickelt hat. Da sich diese Frösche im Wesentlichen äußerlich nur durch ihre Größe unterschieden ließen, haben die Forscher nun in der aktuellen Arbeit weitere Merkmale zur Überprüfung der Artzugehörigkeit herangezogen. Dies war zum einen die Genetik, zum anderen die Paarungsrufe einzelner Populationen. Da Froschmännchen ihre Weibchen über artspezifische Rufe anlocken müssen, geben die Rufmerkmale (z.B. Dauer, Frequenz) sehr zuverlässig Auskunft darüber ob es sich um Tiere einer oder unterschiedlicher Arten handelt.
In ihrer Arbeit konnten die Berliner Forscher klar zeigen, dass es sich wie von ihnen vermutet nicht um zwei, sondern um vier Arten handelt: jeweils eine große und eine kleine Art die entweder in West- oder in Zentralafrika lebt. Um Kollegen für späterer Untersuchungen ihre Daten zur Überprüfung und zum Vergleich zugänglich zu machen, haben die Wissenschaftler nicht nur die genetischen Sequenzen der Frösche öffentlich hinterlegt, sondern auch die Rufe frei zugänglich im Tierstimmenarchiv es Museums für Naturkunde deponiert. Jeder kann nun diese Rufe auf der Homepage des Museums anhören oder herunterladen (www.tierstimmenarchiv.de).
Originalpublikation
RÖDEL, M.-O., M. EMMRICH, J. PENNER, A. SCHMITZ & M.F. BAREJ (2014): The taxonomic status of two West African Leptopelis species, L. macrotis SCHIØTZ, 1967 and L. spiritusnoctis RÖDEL, 2007 (Amphibia: Anura: Arthroleptidae). – Zoosystematics and Evolution, 90: 21-31 can be downloaded at:
http://zse.pensoft.net/articles.php?id=1089
Ein Foto und weiteres Hintergrundmaterial erhalten Sie unter:
http://download.naturkundemuseum-berlin.de/presse/Baumfroscharten
Die Fotos können zur Berichterstattung in Zusammenhang mit der Pressemeldung kostenfrei verwenden werden.
Foto 1: This image shows Leptopelis macrotis established as a separate species by the study, Fotograf: Dr. Mark-Oliver Rödel
Foto 2: This image shows Leptopelis aubryi one of the species studies, Fotograf: Dr. Mark-Oliver Rödel