Vielfalt verstehen: Natur erforschen und erleben

Forschung und Bildungsprogramme zur Berliner Stadtnatur stehen im Mittelpunkt des neuen Projekts Vielfalt Verstehen – Natur erforschen und erleben am Museum für Naturkunde Berlin. Ein interdisziplinäres Team wird in dem von der Senatsverwaltung geförderten Pilotprojekt besondere Orte der Berliner Artenvielfalt in den Bezirken Mitte und Reinickendorf identifizieren, deren Veränderungen sichtbar machen und Bürger:innen dabei unterstützen, diese Artenvielfalt eigenständig zu erleben und zu fördern. Zahlreiche Umweltbildungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten eröffnen Berliner:innen jeden Alters Zugänge zur "Natur vor der Haustür". Partner im Projekt ist, neben Bildungseinrichtungen und Naturschutzverbänden, die Stiftung für Mensch und Umwelt, die in Zusammenarbeit mit Anwohner:innen naturnahe Grünflächen in Wohngebieten schafft. In Reinickendorf wurde am 2. Juli eine dieser Flächen von Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt, gemeinsam mit Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums, eingeweiht.

Berlin ist eine grüne Stadt und Stadtnatur spielt eine wichtige Rolle im täglichen Leben aller Berliner:innen. Grünflächen, Parks und Naturschutzgebiete bieten Erholung und Abkühlung, speichern Wasser und bieten zahlreichen Tieren, Pilzen und Pflanzen Lebensraum. Der leichte Zugang zu Natur ist ein wichtiger Aspekt von Umweltgerechtigkeit und ein bedeutendes Ziel der Stadtplanung. Dies betonte auch Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt bei der Eröffnung eines von der Stiftung für Mensch und Umwelt gestalteten Trittsteinbiotops im Berliner Bezirk Reinickendorf.
 
In Städten schaffen Trittsteinbiotope Verbindungen zwischen isolierten Ökosystemen, was die Verbreitung von Tieren, Pilzen und Pflanzen erleichtert. Unser Wissen über die Berliner Stadtnatur, wie sich diese über Jahre verändert und welche Rolle auch kleine Grünflächen für die Biologische Vielfalt spielen, ist jedoch noch unvollständig. Diese Lücken möchte das Projekt Vielfalt Verstehen angehen. Anhand vorhandener Erfassungsdaten werden Grünflächen und Biotope ausgewählt, die sich durch eine besondere Artenvielfalt auszeichnen, und Kriterien entwickelt, um diese Flächen besser schützen und fördern zu können. 

Für die in Berlin gefährdeten Fischarten wurde bereits untersucht, in welchen Berliner Gewässern sie zu finden sind. In Reinickendorf ist das Tegeler Fließ gleich für vier dieser Arten (Bitterling, Gründling, Karausche und Schlammpeitzger) ein wichtiger Lebensraum. Die in Berlin vom Aussterben bedrohte Quappe wurde in den letzten Jahren nur noch in den Bezirken Reinickendorf und Spandau nachgewiesen.

Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums, hob zudem den interdisziplinären Charakter des Projektes hervor, welches Biodiversitätsforschung mit Bildungsprogrammen verbindet: "Wir möchten unser Wissen über die Stadtnatur mit den Berliner:innen teilen und uns gemeinsam für den Schutz der Biologischen Vielfalt einsetzen. Wir gehen deshalb direkt dorthin, wo die Menschen wohnen, und erforschen und erleben mit ihnen die Natur vor ihrer Haustür."

So erkundet das Team von Vielfalt Verstehen gemeinsam mit Schulen, Vereinen und Stadtteilorganisationen besondere Orte der Artenvielfalt in ihrem direkten Wohnumfeld. Schulungen für Lehrkräfte, Umweltpädagog:innen und Erzieher:innen, sowie die Einbindung der Berliner Bevölkerung in die Erforschung der Biologischen Vielfalt sollen nachhaltig den Erhalt dieser Naturorte sichern und neue Treffpunkte des Austausches und der Erholung schaffen. 

Das Pilotprojekt Vielfalt Verstehen wird von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) gefördert. Im Fokus stehen vor allem die Bezirke Mitte und Reinickendorf, enger Kooperationspartner ist die Stiftung für Mensch und Umwelt. Ein ausführlicher Bericht zu Vielfalt Verstehen findet sich im Journal "für Natur", Ausgabe 9 (2024): Wilder Kiez.