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Wikidata Edit-a-thon verbindet Museumsforschende und Bürgerwissenschaftler aus aller Welt

Stapel von Büchern

Der im November 2022 virtuell durchgeführte offene Wikidata Edit-a-thon am Museum für Naturkunde Berlin hatte sich das Ziel gesetzt, für besseren Zugang zu Informationen über Sammlungsakteure aus kolonialen Kontexten und damit auch mehr Transparenz zu sorgen. Der offen-partizipative Ansatz des Museums und die Plattform Wikidata wurden Vertretern anderer Institutionen aus Deutschland und weltweit vorgestellt. Etwa dreißig Teilnehmer:innen aus neun Ländern editierten online gemeinsam Wikidata-Einträge zu Personen, die in der früheren deutschen Kolonie Kamerun tätig waren. Auch Archivalien wurden verknüpft, auf Sammlungen mit Objekten verwiesen und fehlende Institutionen oder Orte neu angelegt.

Freiwilliges Engagement von Interessierten rund um die Welt

Der Teilnehmerkreis setzte sich neben Mitarbeitern aus verschiedenen Bereichen des MfN (Kultur- und Sozialwissenschaften der Natur, Archiv, Koordinationsstelle Wissenschaftliches Publizieren und Transkriptionswerkstatt) zum größten Teil aus Vertreter:innen diverser GLAM-Institutionen zusammen. Darunter waren beispielsweise Mitarbeitende aus dem Deutschen Museum München, der Technischen Universität Berlin, dem Naturalis Biodiversity Center Leiden, dem Musée national d’histoire naturelle Luxembourg, den Staatlichen Museen zu Berlin, dem Grassimuseum für Völkerkunde zu Leipzig, den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, dem Bauhaus-Archiv Berlin, dem Wegemuseum Wusterhausen (Dosse) und dem IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin. Verstärkt wurden sie durch Bürgerwissenschaftler:innen (Citizen Scientists) und Vertreter verschiedener Wikimedia Nutzergruppen (z.B. aus Nigeria und Neuseeland). 

Neben einer allgemeinen Einführung in Wikidata und dessen Potentiale für sammlungshaltende Institutionen, sowie einer Vorstellung der Ziele des Sammler:innen-Projekts und des Edit-a-thons bereicherten interessante Gastvorträge die Veranstaltung. Dr. Katja Kaiser (Kultur- und Sozialwissenschaften der Natur, MfN) präsentierte in ihrem Vortrag zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten aktuelle Debatten, Ansätze und konkrete Forschungsprojekte aus dem MfN. Ein Vortrag unter dem Titel “What can we do with all of these disambiguated data?” von Dr. Quentin Groom (Botanischer Garten Meise, Belgien) erörterte die Frage, welche Forschungsfragen mittels eindeutig zugeordneter Personendaten in den Sammlungen beantwortet werden können.

Grauzone zwischen Sammeln und Raub

Während des Edit-a-thons wurden Begrifflichkeiten und Terminologien diskutiert, inklusive der Bezeichnungen rund um das “Sammeln” in Gewaltkontexten und mittels unethischer Sammelpraktiken in ehemaligen Kolonien. Auch durch die Partizipation von Freiwilligen aus Kamerun und dessen Nachbarländern wurde versucht, außereuropäische Perspektiven ebenso zu berücksichtigten wie den Beitrag sogenannter “hidden champions”, welche von der bisherigen Forschung nur in sehr eingeschränktem Umfang betrachtet wurden. Es bedarf noch stärkerem Austausch mit Personen aus den Herkunftsgesellschaften, um nicht nur Zugang zu Informationen zu ermöglichen, sondern diese auch nach deren Bedarfen gezielt anzureichern. Schnell wurde sichtbar, wie die Öffnung institutioneller Daten auch zu positiven Effekten für eine Vielzahl anderer Institutionen, Sammlungen und Akteure führt. Denn durch die Überschneidung der involvierten Personengruppen zwischen naturkundlichen und ethnologischen Sammlungen, entsteht in Wikidata eine wichtige Datengrundlage für die Provenienzforschung und andere transdisziplinäre Fragestellungen. 

Im Rahmen des zweitägigen Workshops wurden von den Teilnehmern insgesamt 4769 Wikidata-Objekte geprüft und bearbeitet, 33 Objekte wurden neu angelegt und 475 Referenzen hinzugefügt. Möglicherweise noch gewinnbringender als die gemachten Dateneingaben und -anreicherungen wird jedoch der erhoffte Effekt hinsichtlich breiterer Akzeptanz von Wikidata als ein zentraler Broker für Personendaten zu Sammlungsakteur:innen unter den Teilnehmenden sowie deren potenzielles Wirken als Multiplikatoren sein.

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