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Das lebendige Erbe Alexander von Humboldts

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Am 17. Juni feierte das Museum für Naturkunde Berlin mit einer Podiumsdiskussion, einer Ausstellungsintervention und einer Buchpublikation den 250. Geburtstag Alexander von Humboldts. Einer der Buchautoren, Dr. Ferdinand Damaschun, Kristallograph, Mineraloge, ehemaliger Ausstellungsleiter und stellvertretender Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, hatte vorher noch eine andere Mission. Auf Einladung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Bergakademie Freiberg sowie Kolleginnen und Kollegen der Gorny Universität in St. Petersburg, wiederholte er mit diesen gemeinsam Teile der legendären Russland-Reise des Geographen und Naturforschers A. v. Humboldt. Dessen Weg führte von Berlin bis nach St. Petersburg und Moskau, weiter an der Wolga bis Kasan, dann durch den Ural, den Altai in Sibirien und über das Kaspische Meer zurück nach Deutschland.

Unter dem Motto „Das lebendige Erbe Alexander von Humboldts“ hielten die Reisenden in verschiedenen Städten Vorträge halten und drehten Filme, die später in Deutschland und Russland gezeigt werden. Hauptziel der Reise war für Damaschun, die Kooperation zwischen den russischen und deutschen Geologen zu fördern und zu festigen, sowie Humboldt in Russland wieder bekannter zu machen. Natürlich interessierten auch die Orte, an denen Humboldt gearbeitet hat, zum Beispiel Omsk und Tobolsk. Bis zum Altai und nach Kasachstan wird die Reiseroute Damaschun führen, mit Bahn und Auto. Humboldt, damals schon 60 Jahre alt, legte in acht Monaten durchschnittlich 70 Kilometer pro Tag in der Kutsche zurück. Nachts wurde gefahren, tagsüber gearbeitet. Humboldt erklärte „die Erforschung der Natur als ein Ganzes und das Sammeln der Beweise von dem Zusammenwirken der Naturkräfte“ zu seiner Lebensaufgabe. Er analysierte Naturphänomene in ihren Zusammenhängen und beschrieb die Natur und die Welt als Ganzes. Humboldt etablierte etliche wissenschaftliche Disziplinen, u.a. die Physiogeographie, die Landschaftskunde und die ökologische Pflanzengeographie. Seine Studien lieferten auch einen Beitrag für ein besseres Verständnis des Erdmagnetismus. Er trug wesentlich zur Beschreibung und Erforschung des Bergbaus in Russland bei und leistete einen großen Beitrag für die Entwicklung der Mineralogie. In der Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin ist der größte Teil der mineralogischen Funde, die Humboldt von seiner Amerika- und seiner Russlandreise mitgebrachte. Damit arbeiten seit fast zweihundert Jahren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Lebenswerk Humboldts, seine Sammlung und die Arbeit des Museums für Naturkunde Berlin unter dem Motto FÜR NATUR bilden eine natürliche Symbiose. Daher ist auch Humboldts Handschrift im Logo des integrierten Forschungsmuseums.

Die Frage nach den persönlichen Erwartungen der bevorstehenden Reise beantwortet Damaschun so: „Drei Wochen sind keine lange Zeit um große Entdeckungen zu machen, aber es wird der Auftakt für unsere weiteren Studien, Recherchen und kooperativen Arbeiten sein. Ich bin jetzt hauptsächlich als Wissenschaftshistoriker tätig. Um zu wissen, wo man ankommen will, muss man zuerst wissen, woher man kommt und wo der Ausgangspunkt war. Wenn wir das Ganze von dieser Seite betrachten, ist Wissenschaftsgeschichte sehr aktuell.“

Damaschuns Russland-Reise können Sie hier in einem Online-Reisetagebuch nacherleben.